Schon um halb Acht saßen wir mit Mila im Bus nach Santiago (8€). Es nieselte und dieser Umstand machte uns den Abschied vom Meer leicht. Nach zwei Stunden verschlafener Fahrt trafen wir in Santiago ein, gingen zuerst zu unserer Pension und nachher zu Milas, Roots and Boots. Durch das Rumgetrödel bekam Mario keinen Platz in der 12 Uhr-Pilgermesse, und er war traurig. Er verließ deshalb die Kathedrale. So gingen wir erst mal Mittagessen. Unsere schon bewährte Kneipe Tarara hatte leider noch nicht auf und so gingen wir zum Nachbarn. Mila und Mario aßen das Menü (10€). Ich bestellte mir Morcilla aus Burgos. Das ist Blutwurst mit Pommes frites (French fries) und wir hatten es 2011 auf dem französischen Weg gegessen. Leider war sie kalt und ich ließ es zurückgehen. Als der Kellner meine Speise wiederbrachte, war sie heiß und außerdem hatte ich ein paar mehr Pommes auf dem Teller. Mila bekam alt riechendes Rindsteak mit einem Glas Bier. Auch sie ließ es holen und bekam ein Neues, was auch nicht wirklich besser war. Dann gingen wir Andenken mit Mila kaufen, bezogen unser Zimmer und duschten. Mein rechter Ellbogen schmerzte und ich schlief erschöpft eine Runde, währenddessen Mario in der Zeit im Froiz einkaufen ging. Er kennt sich ja nun aus und kann auch alleine wieder zur Pension finden. Wir verabredeten uns für 17 Uhr mit Mila und sie brachte noch zwei Italienerinnen aus Padua und Verona mit, die sie auf dem Weg kennengelernt hatte. Zusammen tranken wir einen Kaffee. Doch dann trennten wir uns. Jacqui wollte heute die Gelegenheit zur Führung rund um die Kathedrale wahrnehmen und Mario ging zeitig hinein, um beim Abendpilgergottesdienst einen ordentlichen Platz ergattern. Die Führung war wunderbar. Man erfuhr sehr viel über die Kathedrale und die Bedeutung der einzelnen Figuren. Insgesamt nehmen nur 5 Leute daran teil. Ein Mann und eine Frau erzählten uns eine Menge. Am meisten berührte mich das teilnehmende ältere Ehepaar. Der Traum des Mannes war immer den Jacobsweg von zu Hause aus zu gehen. 10 Tage nach seiner Pensionierung brach er auf und war 101 Tage unterwegs. Seiner Frau fiel es sehr schwer, weil sie, wie sie selbst sagte, stets der passive und schüchterne Teil war. Sie hatte an dem Abschied sehr zu knabbern, ihre vier Kinder halfen ihr dabei, über sich hinauszuwachsen. Sie machte sogar eine geführte Pilgerreise nach Jenstochau (Polen). Dabei kam ihr der Gedanke, ihren Mann an der Kathedrale zu empfangen, der davon nichts wusste. Mit Hilfe ihrer Kinder plante sie alles, aber durchführen musste sie es allein. Mir kamen die Tränen. Das ist Liebe. 35 Jahre waren sie verheiratet, insgesamt 40 Jahre zusammen. Der Mann war sehr berührt. Dann erzählte er noch von seinem Pilgern durch Frankreich, meist Herbergen bei älteren Frauen mit Vollpension(35€). Die riefen meist auch in der nächsten Unterkunft an. Morgen wollen sie wieder nach Hause fliegen, aber die letzten Kilometer will der Mann dann doch zu Fuß gehen. Ich mochte die Beiden sehr und wünschte ihnen alles Gute. Die Frau umarmte mich zum Abschied. Insgesamt dauerte es dann doch anderthalb Stunden und als ich zur Kathedrale reinkam, war der Platz, den Mario für mich verteidigt hatte, natürlich weg. Aber ich hatte eine gute Sicht auf ihn, denn ich stand ihm genau gegenüber. Durch die Geschichte und den Blick auf Mario war ich in dem Augenblick wirklich im Herzen angekommen. Der Gesang der Nonne berührte mich ebenfalls und so wurde der Gottesdienst trotz Stehens ein richtiges Erlebnis. Danach war auf dem Praza de Quintana noch die Preisverleihung der besten geschneiderten Trachten und Kostüme. Sehr schöne Ideen sah man dort. Doch dann schrieb uns Mila schon, wo wir sie finden. Sie saß mit einer anderen Brasilianerin am Tisch. Diese hatte ihr Medizin gegeben, als sie so toll die Grippe auf dem Weg hatte. Wir irrten ein bisschen wegen einem Essen herum und landeten schließlich in einem Lokal, welches auch ein Menü für 9€ anbot. Klang ganz gut, doch dann bekam der Nachbartisch eine Fleischplatte und wir bestellten außer Pimientos und einer Flasche Rotwein eine solche. Das dauerte zwar ein bisschen, weil es frisch zubereitet wurde, aber es schmeckte auch. Natürlich war es viel zu viel und da Mila nur wie ein Hühnchen pickt, hatte Mario wieder voll zu tun. Anschließend wollten wir noch zum Konzert gehen, aber wir hörten nur die letzten Akkorde. Zum Abschluss des Tages legten wir uns auf den großen Platz und ließen noch einmal alles auf uns wirken. Mario zeigte Mila die Filme von der Lichtinstallation und dann begleiteten wir sie noch ein Stück. Ohne sich umzudrehen, ging sie zur Herberge und wir erst gegen 1Uhr zu Bett.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen