Mittwoch, 26. Juli 2017

Montag, 24. Juli 2017, Santiago de Compostela

Die Nacht verlief wider Erwarten gut. Die Ersten krackten zwar schon halb fünf draußen rum, aber wir ließen uns nicht verrückt machen. Gegen Sieben verließen wir nach einem kurzen Frühstück die Herberge und wanderten gen Santiago. Unterwegs gings auf kleinen Teerstraßen entlang. Wir kehrten in ein kleines Café ein, wo ich meinen obligatorischen Cafe con Leche trank. Um 11 Uhr waren wir in Milladoiro, einer eher modernen Vorstadt von Santiago. Dort mussten wir uns entscheiden, ob wir die neuesten Wege des Caminos gehen oder den alten ausgezeichneten Weg weiterbeschreiten. Wir entschieden uns für den alten, zumal der wesentlich kürzer war. Als wir in Santiago einliefen, kam mir der Weg gar nicht so schlimm vor, wie vor sieben Jahren. Mario brauchte erst mal was Süßes, ein mit Sahne gefüllter Liebesknochen sollte es sein. Dann gingen wir zur Kathedrale und machten ein paar Ankunftsfotos. Rucksäcke hoch – wir haben es geschafft. Nun aber schnell in die Pension. Dort klappte alles wie am Schnürchen und wir bestellten für den Samstag gleich noch eine Nacht. Jetzt gingen wir trotzdem in unseren Wanderklamotten zum neuen Pilgerbüro und stellten uns an, um unsere Compostela abzuholen. Vor uns stand der Kanadier und wir beglückwünschten uns gegenseitig. Ich bekam die Nummer 17, wie auf dem Arbeitsamt. Die Atmosphäre war etwas kühler und betriebsam, dafür ging es schneller und man musste nicht stundenlang anstehen. Ich wurde befragt, wann wir losgegangen sind und ob ich alles gelaufen wäre. Nachdem mir die Compostela ausgestellt wurden war, frug mich die Mitarbeiterin, ob ich auch eine Urkunde über die gelaufenen Kilometer haben möchte. Auch die schrieb sie in Schönschrift. Dann kam Mario. Er hatte keine zweite Urkunde bekommen. Aber die Dame war so nett und schrieb ihm eine. Er war glücklich. Wir kauften für unsere Urkunden eine Hülle und für eventuell anstehende Pilgertouren zwei neue credential. Nun aber schnell wieder in die Pension, frisch gemacht und ein bisschen Zweisamkeit genossen. Danach war unsere Anlaufstelle das Tourismo. Ich holte Informationen und Buspläne, wollte uns och einen Stempel reindrücken lassen und schon hatte ich Mario verloren. Er stand noch am anderen Ende der Gasse, aber mit einem kurzen Telefonat fanden wir uns wieder. Wir kauften im Froiz ein, schnorchelten dann durch die Schmuckläden und schafften unsere Ladung heim. Die Pension ist so günstig gelegen, dass man schnell mal zwischendurch heimgehen kann. 19.30 Uhr sollte die Pilgermesse beginnen, aber es fand eine Art Requiem für San Tiago mit Fernsehübertragung statt. Danach war die spärlich ausfallende Pilgermesse, bei der nicht einmal die Pilger vorgelesen wurden und die Nonne sang auch nicht. Da waren wir schon etwas enttäuscht. Anstatt gleich auf den Praza de Obradoiro zu gehen, wo das Nocturno e Fogos do Apostolos stattfinden sollte, gingen wir erst noch mal heim und aßen etwas, zogen uns aber auch wärmer an, denn es wurde abends immer ganz schön kalt. Als wir um die Ecke kamen, sahen wir die zwei Männer aus Briallos wieder. Es ergab einen kurzen Plausch. Sie hatten jeder für zwei Nächte in Santiago 150€ bezahlt. Irre. Wir haben zusammen 80€ bezahlt und wohnen gleich neben der Kathedrale! Als wir dann auf den Platz wollten, war jeder Zugang abgeriegelt. Keiner wurde mehr drauf gelassen. Er war voll. Wir waren so enttäuscht! Die Versuche, an anderen Stellen hineinzukommen, scheiterten. Da hatten wir uns so beeilt, damit wir pünktlich zum Fest hier sind, haben alle Pläne über den Haufen geworfen und dann das!  Wir stellten uns mit den anderen auf einen Platz hinter der Kathedrale, um wenigstens etwas vom Feuerwerk mitzukriegen. Dies war dann auch wirklich sehr schön, aber es war eben nicht dasselbe, wie auf dem Platz, wo die Lichterspiele und das Feuerwerk gemeinsam auf den Zuschauer wirken. Im Anschluss schlenderten wir in die Pension mit einem Schlenker über den Konzertplatz. Im Internet auf der Santiagoseite fand ich dann einen Hinweis, dass das Ganze morgen Abend 22.30 und 23.30Uhr wiederholt wird. Vielleicht haben wir da etwas mehr Glück!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen