Sonntag, 23. Juli 2017

Sonnabend, 22.07.2017, Caldas de Reis

Heute früh war ich noch einmal richtig fest eingeschlafen, als mich Mario um 7Uhr aus dem Bett klingelte. Er rief mich an, sonst hätte ich wahrscheinlich bis 10 Uhr durchgegrunzt. Einige waren auch schon unterwegs. Ein Blick aus dem Fenster: Es regnete! Schiet! Aber wir hatten es ja nicht weit. Heute war der Tag der Tage. Wir würden Julio wieder treffen. Wir machten uns auf den Weg. Mario zog den Schritt an, weil ich heute nicht richtig zum Zuge kam und er nicht zu spät kommen wollte. 10 Minuten vor der vereinbarten Zeit waren wir vor der Kirche und warteten. Da kam Julio mit seiner alten weißen Schüttel angebraust. Er rief schon von Weitem, dass heute ein Festtag für ihn sei. Das er das noch erleben darf! Wir stiegen ein und er legte los. Zuerst fuhren wir zum Bäcker seines Vertrauens. Das war der, welcher uns vor 7Jahren vorm Hungertod gerettet hatte. Dann gings zur Quelle, dem Beginn unseres Kennenlernens und dann zu seinem Haus. Manuel begrüßte uns ebenfalls herzlich. Eva war kurz angebunden, denn sie musste gleich in die Kirche. Trotzdem kochte sie uns einen Kaffee. Dann musste auch Manuel zur Messe. Júlio redete unaufhörlich. Uns wurde wieder das ganze Anwesen gezeigt. Das Restaurant hatten sie verpachtet, es machte zuviel Arbeit im Alter. Dann hatte Julio die nächste Idee. Er fuhr mit uns eine Runde. Zuerst fuhr er an ein großes Anwesen, der Quinta der Marquesa. Diese hatte ein großes Weingut, machte auch Weinverkostungen, aber Samstags eben nicht. Dann fuhr er uns zu einem Berg mit Aussicht, dem Mirador do Monte Lobeira. Gerade waren Fahrradfahrer angekommen, einer sah saumäßig aus, er war gestürzt. Aber es ging ihm gut. Julio erzählte uns, dass er auch Rad fährt. Die Aussicht war toll. Man sah bis zum Meer. Wir dachten gar nicht, dass es so nah lag. Er erklärte uns alles, alle Inseln und das in den Muschelbänken eben Muscheln gezüchtet werden. Danach fuhr er mit uns zur Insel Arousa. Leider konnten wir dort bald nicht weiter. Die Straße war gesperrt, denn es wurde ein Fest zu Ehren der Schutzpatronin des Meeres, der Santa del Carmen gefeiert. Alle Schiffe waren festlich geschmückt und bereit zur Prozession auf dem Meer, der Gottesdienst fand mit viel Gesang gerade in einer Halle statt. Leider mussten wir zurück, denn Eva hatte festgelegt, dass es um Eins Mittag gab. Julio hatte ganz schön zu tun, um die Zeit einzuhalten. Eva tafelte auf, dass sich die Balken bogen. Kaninchen, gebratene Fische, Pommes frites, gebratene Pimientos, Tomaten- und Gurkensalat, Brot, Weiß- und Rotwei, Wasser aus der Thermalquelle, Käse, Kuchen, selbstgemachter Grappa in verschiedenen Sorten und Medizin, welche in den Kaffee kam. Es war einfach super lecker. Mach dem Essen unterhielten wir uns, wie es weitergeht  und Eva rief für uns in Santiago in der Pension Santa Christina an und bestellte für uns ein Zimmer für zwei Tage (je Tag 40€). Was sind wir froh, die anderen Pilger hatten uns schon wuschig gemacht. So fügt sich eins zum anderen. Danach musste Eva zu ihrer Mutter, sie versorgen. Wir dösten ein bisschen im Garten bei Wein herum und Manuel erzählte, dass Julio die Fugen der Steine gerade mit Zement ausschmiert. Außerdem will er über der Gaststätte Zimmer ausbauen. Die Frage ist, für wen. Die eine Tochter lebt in Madrid, eine in Valencia. Der Sohn ist Bildhauer. Der auszubauende Boden war riesig. Das Haus ist aus Stein und sieht natürlich gut aus, aber mit 69 Jahren? Eva ist 63, Manuel schon 75 Jahre. Nächstes Jahr im August hat er 50jähriges Priesterjubiläum. Er hat keine Lust zum Feiern, aber Julio freut sich schon. Er zählte auf, was es alles für die 100 Gäste geben werden. Endlich war soweit sich eine Herberge zu suchen. Julio fuhr uns zur städtischen – completo. Und das um 15 Uhr. Er gab ins einen Plan und zeigte uns zwei andere Herbergen. Beide voll. Zurück auf die andere Flussseite zum Timonell. Julio sagte, das wäre eine Freundin. Wir bekamen die letzten zwei Plätze. Was waren wir froh. So räumten wir was aufs Bett und fuhren wieder mit zu Julio, wo wir bis um kurz vor Sieben redeten. Manuel spielte auf der Orgel und Julio sang dazu. Eine halbe Stunde Konzert nur für uns. Zum Abschluss schenkte uns Manuel ein Armband und meinte, dass Gott uns beschützen sollte. Dann fuhr uns Julio zur Herberge. Er hatte wieder Tränen in den Augen. Und bat uns, ganz bestimmt zu schreiben. Und wenn er mit dem Ausbau fertig ist, sollen wir Urlaub bei ihm machen, am besten mit der ganzen Familie.

Wir wollten uns noch ein bisschen Caldas anschauen. So gingen wir zuerst zum Supermarkt (lebenserhaltende Maßnahmen, morgen ist Sonntag wie vor sieben Jahren auf gleicher Etappe), danach zur Thomaskirche, Römerbrücke und anschließend zur Therme. Dort hängten wir unsere Füße ins öffentliche Becken. Schön warm und belebend. Beim Abendbrot auf der Parkbank mit Julios Birnen ließen wir den Abend ausklingen.

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