Sonntag, 15. Juli 2018

Sonntag, 15.07.2018, Montigny-le-Roi

Zum Glück hat es in der Nacht nicht weiter geregnet und so blieb das Zelt von außen weitgehend trocken. Dafür triefte das Zelt innen vor Nässe. Und wir trieften mit. Es war unsagbar heiß und stickig und so schliefen wir beide nicht gut. Gegen Sechs waren wir munter, packten unsere Sachen ein und zogen los. Im nächsten Dorf (es gibt nur selten eine Sitzgelegenheit) hockten wir uns an eine Brücke und frühstückten erstmal. Die Baguettes wurden dick mit Pastete bestrichen, denn sie hatte sich ein bisschen verflüssigt bei der Hitze. Trotzdem lief es sich vorerst ganz gut. Die Bäume standen natürlich wie immer auf der falschen Seiten und warfen keinen Schatten. Als wir an dem Gehöft Dardu ankamen, klingelten wir, um zu fragen, ob wir ein bisschen Wasser bekommen könnten. Madame Marie Therese klappte wie die russische Märchentante ihre Fensterläden auf und reichte uns erstmal eisgekühltes Wasser zum gleich trinken. Dann füllte sie unsere Flaschen, beschrieb uns noch den Weg und wünschte uns gute Reise. So wanderten wir ungefähr 20km, machten immer kurze Pausen und kamen an einem idyllischen Teich und Pappeln vorbei. Dann überquerten wir wieder die Maas und kamen nach Meuvy. Dieser Ort hat eine Kirche mit einem total verdrehten Turm, so dass es aussieht, als hätte er eine Zipfelmütze auf. Wir holten uns auf dem Friedhof Wasser  und machten wieder eine Pause. So viele Pausen haben wir noch nie gemacht, aber das Wasser lief uns in Strömen vom Körper, so schwitzten wir. Die nächste Pause gab es in Lenizieul. Wir setzten uns unter einen Baum und beobachteten eine Menge Leute, die unter einem Zelt saßen und aßen. Als wir vorbeilaufen wollten und guten Appetit wünschten, luden sie uns zu Käse und zum Dessert ein. Auch die Bürgermeisterin war zugegen, fuhr extra mit ihrem Auto noch mal den Stempel holen. Der Himmel verdüsterte sich und es grollte. Vor uns lagen noch 8 Kilometer nach Montigny. Wir mussten los. Wir liefen, was das Zeug hielt, trotzdem fing es gleich an zu regnen. Ich hatte gerade mein Regencape drüber gezogen, hielt ich den Daumen raus. Sofort hielt ein junger Mann  und nahm uns mit. Er hieß Gorard? Als ich ihm erzählte, dass wir von Dresden aus bis hierher zu Fuß gepilgert sind, war er fassungslos. Er drehte sich während der Fahrt zu uns um und fragte noch mal nach. Dann schüttelte er den Kopf und fuhr sich über die Stirn. Ich hatte echt Angst, dass er uns ins Feld fährt. Er fuhr uns sogar bis ins Zentrum von Montigny. Damit wurde uns auch noch der steile Anstieg erspart. Wir gaben ihm 5€. Er wollte nicht, aber wir sagten, er sollte heute Abend beim Fußball ein Bier trinken und an uns denken. Im Hotel war das Zimmer ziemlich eng. Und trotzdem mussten wir alles noch mal auspacken und trocknen. Dann haben wir gewaschen und geschlafen und gegen 17 Uhr guckten wir das Finale der WM in Russland, Frankreich gegen Kroatien. Frankreich gewann mit 4: 2. Draußen fuhr ein Autokorso mit Hupen und Trompeten hoch und runter und wir gingen noch mal raus. Am Platz stand ein Wagen und wir kauften einen  Döner und Pommes für 5,50€, den wir uns im Hotel teilten. Plötzlich war mein Handy weg, ich konnte es nur auf dem Weg verloren haben.  Völlig aufgelöst rannte ich zu dem Wagen hoch, aber dort war nichts. Als ich wieder runterlief, kam mir Mario entgegen. Er hatte es gefunden. Es lag unter der Kosmetiktasche. Wir bezahlten noch den Aufenthalt, für einen Anruf in Langres war es bereits zu spät. Wir werden schon Glück  haben und unsere Pilgerbetten bekommen.

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