Im Buch standen für heute 16,4 Kilometer, so dass wir uns sagten, wir lassen es langsam angehen. So frühstückten wir in aller Ruhe im herrschaftlichen Raum, der mit allen möglichen Kunstgegenständen voll gestellt war. Es gab sogar Käse und selbstgemachte Bananen – Birnenmarmelade. Wir redeten noch mit der Wirtin, sie war im Norden Portugals geboren und hatte das Hotel von der Familie übernommen. Es ist ihr Gefängnis, aber ein schönes, meinte sie. Es ist seit 1993 im Familienbesitz. Dann machten wir uns auf den Weg. Nach der ersten Anhöhe trafen wir 3 Pilger: Kerstin und Jeanette und Michael aus der Nähe von Drabenderhöhe, wo wir auch durchgepilgert waren. Gleich hatten wir Gesprächsstoff und so pilgerten wir heute weitgehend langsam und gemeinsam.
Es ging ständig auf und ab, wir waren nur am Keuchen und Bremsen. In Vivey machten wir unsere erste Rast. Die Gemeindearbeiter boten uns Tisch und Bänke unterm Zelt an. Kerstin und wir gingen dann mal in die Kirche und Kerstin erzählte von den bosnischen Pyramiden. Sehr interessant, muss ich mal googeln, wenn ich zu Hause bin. In Lamargelle-aux-Bois kamen wir einen Feldweg hinunter und steuerten geradewegs auf ein Waschhaus zu. Zwei Frauen und ein Mann beäugten uns neugierig. Und wir beäugten 4 große Einweckgläser, die zur Hälfte mit schwarzen Johannisbeeren (Cassis) und Zucker gefüllt waren und in der Sonne schmorten. Eine Frau rief uns zu „schwarze Johannisbeeren" und so kamen wir ins Schwatzen. Mario und Kerstin ruhten sich auf dem Brunnenrand aus. Jeannette und Michael kamen auch und setzten sich in den Schatten. Marie-Odile und ich unterhielten uns über alles Mögliche. Sie war 10 Jahre mit einem Senegalesen verheiratet, soxnassy bedeutet Frau auf senegalesisch ( emailadresse). Sie war mir gleich sympathisch und wir tauschten die Adressen aus. Doch nach einer Stunde mussten wir dann wirklich los. Mit Reden vergeht die Zeit wie im Flug und so kamen wir auf dem Pferdehof der Deutschen an, auf dem die anderen übernachten wollten. So trennten sich vorerst unsere Wege. Wir liefen noch zwei Kilometer nach Grancey-le-Chateaux, da trafen wir auf den Wegezeichenmaler Claude. Er malte für unser Foto extra noch mal und wollte das Foto zugeschickt bekommen. Das klappte nicht. Wahrscheinlich hatte er kein WhatsApp. Er zeigte uns, wo unsere Unterkunft für heute Nacht liegt und ich wurde etwas sauer. Eigentlich wollten wir bis Grancey gehen, damit morgen die Etappe kürzer wird, stattdessen mussten wir den Berg hoch stiefeln. Aber es half nichts. Im Hause Naudet wurden wir ganz freundlich von Pierre empfangen, er zeigte uns das Haus und unsere kleine Wohnung. Durch einen Seiteneingang gelangten wir zur Info, wo mir die kleine Madam einen Stadtrundgangsplan anbot. Dann besuchten wir den kleinen Laden im Ort. Es gab nichts, nur leere Regale. Dann rief uns Basti an und wir redeten fast eine Stunde. Gegen halb sieben holte uns die Frau des Hauses zum Abendbrot ab. Am Tisch saßen schon die beiden Enkelinnen, Adele(14) und Leonore (6). Adele konnte etwas Deutsch. Mit Französisch, Englisch und Deutsch verbrachten wir einen ganz lustigen Abend. Zum Essen gab es:
- Wein und Wasser
- Honigmelone, Aperitif (der Aperitif wurde in die Kuhle der Melone gegossen und dann ausgelöffelt)
- Spaghetti mit Bolognese, Baguette
- Käse (einen Käse hatte Adeles Papa hergestellt), Salat, Joghurt
- Wassermelone
- Obstteller
So gesättigt, gingen wir zu Bett und hofften, wir könnten gut schlafen.
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