Dienstag, 19. Juli 2016

Sonntag, 17.07.2016, Sinspelt - Echternach (Luxemburg), 27km

Heute früh haben wir auf unserem Zimmer gegessen und konnten dann gleich in voller Montur zum Bezahlen gehen. Jacqui konnte es nicht lassen, zu fragen, ob die Wirtin wirklich das volle Geld für dieses Zimmer haben will. Sie meinte, das wir ja bei Booking gebucht hätten und da wäre das halt so. Sie hätte uns ja einen Pilgerrabatt gewährt. Als ich das Beispiel von Venedig anbrachte( ÜF 60€), fragte sie, ob wir da auch einen Balkon gehabt hätten. Ich meinte nur, dass man dort keinen braucht und dass wir ihren auch nicht nutzen konnten bei den Roststühlen ohne Auflagen. Am Ende bot sie an, für uns Frühstück zu machen, was wir aber ablehnten.
So stiefelten wir los, es ging am Flüsschen Enz entlang und an einem roten Buntsandsteinaufschluss, Roter Puhl genannt, vorbei. Der Untergrund wurde felsiger. In Mettendorf kam gerade die Frau, welche die Kirche aufschloss und sie zeigte uns den Stempel. Sie haben zwar auch keinen Pfarrer mehr und Messe ist Sonntag nur aller 14 Tage, trotzdem ist die Kirche voriges Jahr aufwendig saniert wurden. Außerdem soll noch eine Treppe für den Turm eingebaut werden, das wäre wohl jetzt Vorschrift. In dem Dorf hätte es mehrere Einkaufsmöglichkeiten gegeben, aber es war Sonntag und so war es noch sehr verschlafen.
Also liefen wir weiter Richtung Nusbaum. Der Weg war sehr schlecht bis gar nicht ausgeschildert und so kam es, dass wir nach eine Stunde Wanderung vor dem Ortseingangsschild des Dorfes Enzen standen. Nun war guter Rat teuer. Also holten wir das Handy raus und schauten bei Maps nach. Mit unserem Routenplaner asteten wir die bergige Straße nach oben und liefen dann einen geteerten Feldweg ins Dorf hinein. Von weitem sahen wir die Kirchturmspitze, große Misthaufen lagen am Wegesrand und dann gab es eine neue Wegführung, die angeblich etwas kürzer war. Aber zuerst gingen wir auf der Petrusstraße in Richtung Kirche, wo massenhaft Autos davor standen. Der Gottesdienst war in vollem Gange. Wir schauten eine Weile zu, dann kam Herr Roderich von der Petrusstraße 6 und sagte, er würde uns einen Stempel holen, wir sollten uns schon mal vors Haus setzen. Das taten wir und er brachte uns Sprudel zum Trinken und Flaschen auffüllen. Wir unterhielten uns fast eine halbe Stunde. Er wollte auch schon lange Mal nach Dresden, aber er und seine Frau hatten beide Krebs und außerdem haben sie für die Kirche immer zu tun, welche schon mal am hellerlichten Tag ausgeräumt wurde (Monstranz und Opfergelder). Außerdem erfuhren wir, dass in dem Dorf 13 Bauern mit Rinder- und Schweinemast aktiv sind, es eine stinkende Biogasanlage gibt und er manchmal vor Gestank die Fenster nicht öffnen kann. Er brachte uns ausgedruckte Stempel zum aufkleben ins Heft und hatte ein bisschen Angst vor einem nahenden Gewitter. Er meinte, die Eifel hätte stets anderes Wetter als die Gegenden ringsum und durch die Kälte würde sie auch das Sibirien des Westens genannt. Wir sollten uns im Wald vorsehen und eine Schutzhütte aufsuchen. Die Wolken wurden auch immer dunkler und so zogen wir los. Als wir an der entscheidenden Kreuzung ankamen, trafen wir Sandra aus Dormagen und Alice aus Meckenheim bei Bonn, die beiden Frauen. Sie hatten das Glück, vergangene Nacht in einem Gasthaus ein Schwimmbad zu haben und waren noch schwimmen und kosteten dies natürlich aus. Sie gingen sich nun den Stempel holen und wir wanderten weiter nach Nusbaumerhöhe. Am Wanderparkplatz Kosterberg stärkten wir uns, bevor wir einen steilen Forstweg hochschnauften. Auf einmal raschelte es.  Wir lugten über den Wegrand, da stand ein Rudel Rotwild nicht weit von uns. Als sie uns witterten, sprangen sie natürlich gleich in den Wald zurück. An einer alten Wikingerburg vorbei, kamen wir zum Fraubillenkreuz. Dort waren einige Frauen und empfahlen uns einen "kürzeren und schöneren" Weg nach Bollendorf. Also sind wir dort lang und am Anfang war der Weg gut ausgeschildert. Wir kamen am "Stein der Wahrheit" vorbei und trafen dann auf den Märchenpfad mit König Bollybor und Prinzessin Bollonia. Wir hatten viel Spaß beim Fotografieren. Aber dann wussten wir nicht, wie es weiter ging. Mario favorisierte einen kleinen Pfad bergab, ich wollte lieber den Weg 33 nach links gehen. Eine Familie kam und hatte für den Märchenpfad auch eine Karte dabei, aber davon wurden wir auch nicht schlauer. Mario setzte sich durch und wir gingen bergab. Bald kamen wir auf einen geteerten Weg und bei den ersten Häusern trafen wir auf den Radweg. Das nächste Mal nehmen wir den Kompass mit.
Nun war es nicht mehr weit zum Ortszentrum. Es war ganz hübsch und vor allem belebt. Der ehemalige römische Name Villa bollana bedeutet freundlicher Ort. Der Ort lag am Ufer des Flusses Sauer und hatte eine schöne Promenade. Das fehlte mir richtig. Hier war die Grenze zu Luxemburg. An der erstbesten Gaststätte bestellte ich uns erst mal für jeden ein Radler.
Nach dem Durchschnaufen überquerten wir den Fluss, um unseren Fuß auf Luxemburger Gebiet zu setzen. Auf dem Uferweg der Sauer entlang wanderten wir am Bollendorfer Schloss vorbei nach Weilerbaach. Dort kamen wir an der hölzernen, überdachten Alfred-Töpfer -Brücke an und überquerten diese, um auf Luxemburger Seite weiterzuwandern. Auf der Sauer kamen Kanus angefahren, es war interessant zuzusehen. Nach ca. 4 Kilometern erreichten wir den Campingplatz und danach den Busbahnhof von Echternach. Dort begann die Fußgängerzone. Leider war es schon 18 Uhr und die Auslagen wurden eingeräumt. Wir kauften schnell noch ein paar Ansichtskarten und dann aßen wir einen Döner, weil wir einen mordsmäßigem Hunger hatten. Vom Moart (Markt) aus gingen wir zur Basilika. Dort fand eine Heilige Messe mit Abendmahl statt. Mario ging in die Sakristei den Pilgerstempel holen. Die Frau war ganz begeistert, das Pilger aus der Nähe von Dresden hier in Echternach waren. Sie erzählte begeistert vom Fernseheröffnungsgottesdienst in der Frauenkirche und dass sie es leider noch nicht geschafft hatte, Dresden zu besuchen.
Nun machten wir uns auf den Weg zur Jugendherberge, die etwas außerhalb von Echternach lag. Es war doch eine halbe Stunde Fußmarsch und eigentlich waren wir fertig für heute. Da konnte auch das Eis nichts dran ändern. Wir bekamen in der modernen Herberge ein 4-Mann-Zimmer für uns und sprangen erst mal unter die Dusche und wuschen unsere Wäsche. Danach beschlossen wir, doch noch einmal in die Stadt gehen. Wir hatten auf dem Stadtplan einen kleinen Schleichweg entdeckt und so dauerte es nur noch 20 Minuten. Leider räumten halb Zehn die Gastwirte die Tische und Stühle zusammen und auch die Party der Messdiener vor der Basilika war zu Ende. Zum Glück gibt es die Italiener. Das Eiscafé hatte auf und wir holten uns einen Eisbecher croquante to go. Den löffelten wir auf einer Bank auf dem Marktplatz, dazu schrieben wir Urlaubspost. Gegen Zwölf waren wir in der Herberge und hörten wie das Freilichtkino am See zu Ende ging.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen