Samstag, 9. Juli 2016

Donnerstag, 07.07.2016, Stadttour Aachen

Gegen 7 Uhr verließ der Franzose das Zimmer und ich begann Tagebuch zu schreiben, damit wir nicht allzusehr in Verzug kommen. Nach der Morgentoilette frühstückten wir in aller Ruhe bis 9 Uhr. Auf die Brötchen gab es Frischkäse, Blutwurst (die die falsche war, wie sich nach einem Gespräch herausstellte) und Leberwurst, die mir schmeckte. Die gepackten Rucksäcke stellten wir in die Küche für den Tag und Michael wollte ein Auge drauf werfen. So gingen wir ins Stadtzentrum. Erst mal auf die Domtoilette, der Kaffee drückte. Um 10 Uhr gab es im Dom eine Messe und so gingen wir hinein und wohnten dieser bei. Dabei besahen wir uns schon mal den Dom. Es war der pure Wahnsinn. Prunkvoller geht es nicht. Die vielen Mosaiken erinnerten uns an die Istanbuler oder Venediger Kirchen. Hinter dem Altar standen der Marienschrein und der Karlsschrein aus purem Gold. Die ersten Fotos wurden geschossen und dann gingen wir zum Treffpunkt der Führung in der Dominformation. In einem Raum lief eine Dokumentation über den Aachener Dom und seine Geschichte. Unser Führer erzählte uns die Sage vom Teufel, der für die erste Seele, welche den Dom betritt, den Dom fertigstellt. Die Aachener jagten daraufhin einen Wolf hinein und der Teufel war ausgetrickst. Danach erzählte er vom Aufbau des Domes und der Stellung Karls des Großen. Wir durften in den Altarraum und die Schreine aus der Nähe betrachten. Phantastisch wie die Künstler diese Werke schon damals mit einer Präzision und Schönheit schufen. In der ersten Etage zeigte er uns den Thron von Karl dem Großen. Ziemlich einfach aus Stein. Ein Tscheche setzte sich drauf. Das gab ein Theater. Wir blieben noch eine ganze Weile nach der Führung im Dom und bestaunten ihn. Einer der Aufseher konnte Mario den Spruch, der um das Oktogon geschrieben war, mittels Spickzettel zeigen. Danach besuchten wir die Domschatzkammer. Mutig wie ich war, lieh ich einen Audioguide. Aber schon nach dem ersten Zimmer fror ich ob der Affenkälte so erbärmlich, dass ich mir die Socken aus dem Aufbewahrungsschrank holte und mich dann mit der Besichtigung auch etwas beeilte. In der Schatzkammer konnte man verschiedene Reliquien von Karl dem Großen sehen, z.B. die Armreliquie, die Goldbüste mit der Schädelreliquie oder die Beinreliquie. Die Krone war gerade nach Prag ausgeliehen. Ich war zum Eiszapfen mutiert, als wir rauskamen. Nichts wie in ein Café. Die Eintrittskarten für die Führung hatten auf der Rückseite einen Gutschein fürs Café Nobis aufgedruckt. Für 10€ Umsatz gab es einen Aachener Printentaler mit dem Dombild gratis dazu. Es wurden über 10€. Wir tranken zur Erwärmung jeder einen Latte Macchiato und aßen eine Himbeertorte, Nussecke und ein Mandelhörnchen, was alles wunderbar schmeckte. Zu uns setzten sich ein Ehepaar aus Aachen, welche in dem Stadtteil des Hostels wohnten. Wir verbrachten eine angenehme Plauderstunde miteinander. Es kam alles auf den Tisch: Waldschlösschenbrücke, morgen Eröffnung des Chio durch Königin Sylvia (Aachener Pferderennen), Brexit, Flüchtlingskrise, Architektur, Pilgern, Sehenswertes in Aachen, Urlaub in Wustrow, Wetter. Dann kam noch die Tochter dazu, die in Kürze nach DD zum Silbermondkonzert fährt. Noch ein Bild fürs Tagebuch und wir steuerten mal das Rathaus an. Da wir fast den ganzen Nachmittag verquatscht hatten, war es nun schon 17.15Uhr. Es hatte aber noch auf und wir gingen hinein. Dort besichtigten wir die verschiedenen bemalten Ratssäle und in der ersten Etage den riesigen Krönungssaal. In diesem waren auch die Krönungsinsignien ausgestellt, Stephansburse, Schwerter, Reichsapfel, Krone (nach Weimar ausgeborgt) alles in Gold und sehr wertvoll. Allerdings erfuhren wir beim Lesen, dass es nur Kopien sind und sich die Originale auf der Wiener Hofburg befinden. Draußen vor dem Rathausplatz demonstrierten Syrer gegen Assad und forderten seine Absetzung. Wir mussten uns nun langsam auf den Heimweg machen, denn die Schwestern vom Elisabethkloster warteten auf uns. Vorher holten wir uns beim Chinesen noch einen bunten Teller mit Reis. Diesen aßen wir auf der Bank vor der Jacobskirche und holten dann unsere Rucksäcke bei Michael ab. Alles Paletti bis dahin. Wir stiefelten los, Here drive klappte nicht, eine Frau beschrieb uns eine extra lange Wegstecke, Mario zeigte dann die Karte und ich stiefelte los, während er noch suchte. Eine Frau bestätigte mir die Richtung, welche ich eingeschlagen hatte, aber Mario kam nicht hinter mir her, sondern ließ lautstark seinen Unmut an mir aus. So liefen wir also den letzten Kilometer getrennt und erreichten gegen halb Acht das Kloster. Die Schwestern hatten schon nicht mehr mit uns gerechnet, aber wir bekamen trotzdem unsere Einweisung in zwei Einzelzimmer. Ein bisschen Abstand  tut uns beiden heute sicher gut. Nach einem Abendspaziergang über das idyllische Klostergelände, sah ich noch Komissario Brunetti, schrieb Tagebuch und ging ins weiche Federbett schlafen.

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