Donnerstag, 7. Juli 2016

06.07.2016, Kornelimünster -Aachen, 10km

Frühzeitig hörte ich durch meine Ohrstöpsel ein Klingeln, welches die Morgenmesse ankündigte. Bloß gut, dachte ich, dass ist das Signal für die Mönche und drehte mich auf die andere Seite. Ich schlief noch einmal tief und fest, allerdings träumte ich von der 4b und Jeremias, der auf sie aufpassen sollte, es aber nicht tat. Noch bevor ich mich mörderisch darüber aufregen konnte, klingelte unser Wecker. Im Speiseraum saßen schon die Schatterente und ein Mann. Wie wir gestern erfuhren, ist bis 7.45 Uhr Schweigen angesagt. Aber als wir dort 7.50 Uhr eintrafen, musste uns die Gute gleich wieder mitteilen, wo der Kaffee zu finden ist. Aber dann ging sie, ihre Mutter kam und auch Abt Friedhelm  setzte sich zu uns, frühstückte und fragte uns ein bisschen aus. Er stellte fest, dass wir uns in den äußersten Westen getraut hätten und wollte wissen, ob wir schon im Ruhestand sind. Hä, sehen wir wirklich schon so alt aus? Oder liegt es an der Weltabgewandtheit, die da aus ihm sprach. Auf alle Fälle versprach er, die Öffnungszeiten vom Kunsthaus rauszukriegen. Er rief auch an, musste uns jedoch mitteilen, dass es mittwochs geschlossen hat. Wir packten die Rucksäcke und wollten sie gerade in der Pforte unterstellen, da trafen wir Pater Oliver und Pater Albert. Als wir fragten,  ob wir ein Erinnerungsfoto machen dürfen, war Pater Oliver, der Ähnlichkeit mit Torsten Breuer hatte, ganz schnell verschwunden. Aber Pater Albert setzte seinen Cowboyhut aus Australien zurecht und wir durften fotografieren. Die Bedingung sollte sein, dass wir mal richtig sächsisch sprechen. Wenn das, was wir sprechen kein Sächsisch sein sollte, konnten wir ihm auch nicht weiterhelfen. Er hatte eine künstlerische Ader  und zeigte uns seine neueste Zeichnung anläßlich der Fußball-EM. Auch den Pilger hat er gezeichnet. Außerdem hatte er Humor. Er erzählte von einem Mann , der mit seinem Dialekt anstatt "Ich bin ein argloser Mönch" immer sagte "Ich bin ein arschloser Mönsch." Ich erzählte den Witz mit Bordeaux und Porto und so hatten beide Seiten etwas lachen. Auf unsere Anfrage, ob Auflagen an die Vermietung des Klosterteiles, welches verkauft und nun umgebaut wird, erteilt wurden, meinte er: Das Schlechte ist, es werden keine Sozialwohnungen und die gute Nachricht ist: Es sind keine Sozialwohnungen. Auch Pater Oliver kam wieder und wurde gesprächig. Er war schon mal in Ostritz im Kloster Marienthal. Außerdem hatte er die Bibliothek unter sich. Wir gingen dann noch mal runter in die Stadt. Wir sahen uns das Kunsthaus von außen an, umkreisten die Alte Abtei, die sehr schön renoviert war und sahen uns die alten hübschen Backsteinhäuser an. In der St. Korneliuskirche wurde gerade ein Gottesdienst für die  Kita- Kinder vorbereitet, um das Kindergartenjahr abzuschließen.  Die Schnecke Fienchen hatte ihre Schleimspuren anhand von Frischhaltefolie durch die ganze Kirche hinterlassen und die Kleinen erzählten nun von ihren Spuren. Gegen 12 Uhr liefen wir dann von der Abtei los. Bald kamen wir an einer kleinen Kapelle vorbei, vor der ein Esel stand. Ein Ehepaar hatte diese Kapelle am Wegrand gestiftet. Sie waren auch schon auf dem Jacobsweg unterwegs gewesen.    Das Kirchlein war sehr hübsch und ich zündete eine Kerze für unsere Pilgertour an. Es war ja heute nicht so weit, also nahmen wir uns Zeit. Wir rasteten im Aachener Stadtwald am Beverbach. An eine Kaserne vorbei liefen wir in die Stadt. Meist ist es ziemlich nervig in Städte zu laufen, weil dann alles laut und stinkig wird. Hier war es sehr beschaulich  und es wurden immer Wege im Grünen benutzt. An der riesigen St. Georgskirche vorbei gelangten wir nach einer letzten Hügelüberquerung in die Innenstadt. Dabei trafen wir eine alte Frau, die auch lieber noch wandern wollte und mir Pferdesalbe empfahl und eine junge Frau, welche uns wie bei einer Zieleinfahrt anfeuerte und beklatschte.
Wir ließen uns vom Flair der Stadt mitreißen, umrundeten den gewaltigen Dom, kauften uns für morgen schon mal Karten für eine Domführung und aßen ein Eis. Eine Frau wünschte uns Bon Camino, auch sie war schon unterwegs. Nach einem längeren Telefonat mit Basti gingen wir zum Hostel. Der Inhaber war zum Fastenbrechen, sodass uns ein Aushilfsangestellter einwies. Wir bekamen das Nachtzimmer. Jedes Zimmer war unterschiedlich bebildert. Afrika, Zen, Dschungel usw. Wir stellten unser Zeug ab, duschten und wuschen unsere Wäsche. Dann gingen wir auf Stempelsuche. Im Pfarrhaus stand,dass man in der gegenüberliegenden Fleischerei oder im Biomarkt den Stempel bekommen könnte. Leider hatte die Fleischerei schon seit 2011 zu. Also zum Biomarkt Vital. Der Inhaber stand schon Gewehr bei Fuß. Er flitzte sofort auf unsere Frage los und gab seinem Angestellten ein Zeichen. Dieser holte für uns eine Wegzehrung, für jeden einen Apfel und einen Lebkuchen.  Er stempelte unseren Ausweis und freute sich dabei riesig. Wir waren sehr überrascht, aber auch erfreut. In der Nähe de Hostels  hat alles den Namen von Jakob. Jakobsstraße, Jakobskirche, Jakobsschänke, Jakobsbäcker.
Danach kauften wir im Netto etwas zum Frühstück, brachten es in unser Quartier und gingen dann in die Stadt. Auf einmal war die Kirche zum stillen Gebet offen und wir nutzten die Chance zur Besichtigung. Im Zentrum sind wir über den Katschplatz zum Rathaus, dann durch die schönen Gässchen bis zum Münsterplatz, wo wir uns beim Hanswurst niederließen, um Abendbrot zu essen. In diesem Wurstrestaurant gab es eine Vielzahl von Wurstvariationen. Wir wählten HansAachen ( Blutwürste mit Kartoffelbrei, Sauerkraut und Apfelmus) und HansHamburg (Bratwürste, Kartoffelstampf mit Möhren und Zwiebelsoße). Schmeckte vorzüglich. Danach spazierten wir durch Aachen zum Elisenbrunnen. Das 57 Grad warme Wasser roch nach fauligen Eiern, aber wahrscheinlich haben das viele Persönlichkeiten zu schätzen gewusst, wie die Auflistung zeigte. Gleich hinter dem Brunnen, welche von Schinkel entworfen wurde, gab es eine archäologische Vitrine. So konnte man Einsicht in die Vergangenheit Aachens nehmen. Zur Geschichte gibt es in der Stadt jeweils Guckkästen, mit kleinen Lehrfilmen. In den Kneipen war wieder Public viewing angesagt, Portugal gegen Wales. Im Hostel bekamen wir den Schnattermann Michael zu spüren, der uns ganz viel aus seinem Leben (Flugingenieur) erzählte.
Gegen 23Uhr gingen wir zu Bett, ein Franzose war ebenfalls noch eingezogen. Sein "Traume schon" brachte uns in Morpheus Arme.

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