Samstag, 9. Juli 2016

Freitag, 08.07.2016, Aachen -Dreiländerpunkt -Wilhelminatoren -Clermont-sur-Berwinne, 30km

Heute früh war ich kurz munter gegen 6Uhr, aber ich drehte mich noch mal auf die andere Seite. Der Wecker war gestellt, es konnte nichts passieren. So träumte ich von Marion Stein, die irgendwo in Russland ein riesiges Haus gebaut hatte und von Eveline aus der 4b, die dazukam und mir ein Loch in den Pulli schnitt, weil sie mir das Preisschild abschneiden wollte. Dann ging der Wecker und das Handy. Basti fragte per Whats App, ob wir munter wären. Dann rief er an und wir quatschten ein bisschen. Deutschland hatte am Vorabend gegen Frankreich 0:2 verloren und konnte so nicht ins EM- Finale einziehen. Bastis Kapstachelbeeren wachsen und die mittlere Gurke ist hinüber. Doch dann musste ich losmachen. Unser Frühstückstisch war schon gedeckt. Ich probierte es diesmal so, wie ich es hier öfter gesehen hatte. Eine Schnitte Schwarzbrot belegen, eine Semmel aufschneiden und drauf legen. Geht auch, aber muss nicht sein, solange man es sich leisten kann, Semmeln früh zu essen. Aber heute gab es ein gekochtes Ei dazu, welches in einem Plaste- Styropur- Ei eingepackt war. Dann holten wir unser Gepäck und gingen zur Schwester Irine unsere Unterkunft zu bezahlen. Wir machten noch ein Foto mit unserer Gastgeberin und dann verließen wir das Elisabethkloster am Preussweg 2. Durch eine schöne Villenstraße gingen wir durch den Preusswald, wo wir bald darauf das Ehepaar Bert Schwarz aus Aachen beim Nordic Walking trafen. Der Vorschlag des Mannes, gemeinsam ein Stück zu gehen, wurde angenommen und so schritten wir gemeinsam aufs Dreiländereck zu. Mario unterhielt sich mit Bert über Urlaub in Mallorca und Mietpreise fürs Auto, ich unterhielt mich mit der Frau über Mallorca und das Älterwerden. Sie verbringen immer zwei Monate auf Malle in Betlem. Sie empfahlen uns, den Umweg zum Dreiländerpinkt zu machen und da wir offen für alles sind, gingen wir natürlich mit. Nach ein paar Fotos verabschiedeten sie sich und wir wanderten in die Niederlanden zum Wilhelminatoren. Dort stellten wir die Rucksäcke ab und lösten eine Münze für den Turm. Man hatte sogar einen Lift eingebaut und so sparten wir uns die Stufen und fuhren. Man hatte einen herrlichen Ausblick von oben auf Aachen, einen Teil der Niederlande und Belgien. Auf dem Turm war wieder alles ziemlich durchsichtig und ich hatte Angst. Mit Mario an der Hand traute ich mich dann doch noch. Dann hieß es aber nichts wie runter und weiter. Der 4 Kilometer lange Umweg musste wettgemacht werden. Also zurück und auf den richtigen Weg. Wir liefen einen Umbogen durch den Wald und kamen in Moresnet-Chapelle, dem Marienwallfahrtsort an. Dort besuchten wir die Marienkirche "Maria Hilfe der Christen". Eine freundliche Nonne gab uns den Pilgerstempel. Danach umrundeten wir den Kalvarienberg. In den künstlich angelegten Grotten befanden sich Reliefs von den Stationen des Kreuzwegs. Die Parkanlage war wunderschön. Im Ort gab es kleine Restaurants, aber ich sah keinen Laden. Vielleicht gibt es in Moresnet etwas. Auf meinem Rat hin, hatten wir nämlich nichts eingekauft, damit wir es nicht schleppen mussten. Aber auch dort gab es nichts. Dafür spannte sich über den ganzen Ort ein sehr langes Eisenbahnviadukt, das 1107 Meter lang und damit die längste metallene Eisenbahnbrücke von Europa ist. Das Viadukt verbindet den Antwerpener Hafen mit dem Zentrum und dem Süden Deutschlands. Es spannt sich über das Göhltal, wobei der höchste Punkt 58 Meter hoch ist. Als wir picknickten, hörten wir plötzlich Zuggeräusche und siehe da: Plötzlich kam wirklich ein Containerzug langsam über die Brücke gefahren. In der Wegbeschreibung hatte ich gelesen, dass wir gerade mal 10 Kilometer von Aachen entfernt sind und noch ca. 14 Kilometer bis Clermont zu laufen hatten. Es war aber schon 14.45 Uhr. Wir mussten uns also sputen. Mir tat jedoch das rechte Knie weh und richtige Lust hatte ich heute auch keine mehr. Aber da muss man durch. Vom Turm aus hatten wir den Wasserturm von Henri-Chapelle gesehen und Mario wollte kaum glauben, dass wir so weit gehen müssen. Aber zuerst marschierten wir nach Montzen, um uns mit einer Frau zu unterhalten, die von ihrem Cabrio- Urlaub in Südtirol und den vielen Sachen erzählte, die sie mitnehmen wollte. Danach mussten wir eine steile Straße hochlaufen, an einem Golfplatz vorbei nach Henri-Chapelle. Dort hoffte ich etwas einkaufen zu können. Aber wir wurden unsinnigerweise um den Ort geführt  und eh es wir uns versahen, befanden wir uns auf einer verkehrsreichen Straße wieder, was ziemlich lebensgefährlich war. Dann kam aber die Großidiotie in Reinkultur. Der Pilgerweg ging meilenweit ins Landesinnere des Herver Landes hinein, so dass wir riesige Umwege liefen, die nicht einmal besonders schön waren. Die Zeit ging ins Land. Wir kamen an Bauernhöfen vorbei, aber an keiner Einkaufsgelegenheit. Dann endlich eine Fleischerei im Hinterhof. Ich stellte mich an und wartete und wartete. Die zwei Frauen vor mir kauften bergeweise Fleisch und Wurst. Dabei beredeten sie wahrscheinlich alles was in der Woche passiert war. Obwohl ich mir schon auf französisch die Bestellung zurecht gelegt hatte, ging ich doch unverrichteter Weise jeder aus dem Laden. Gegenüber befand sich ein großer Sherman-Panzer und ein kleines Kriegsmuseum. Dann nahmen wir die Beine in die Hand und nur 5 Minuten vor um 6 stürmten wir die Touristeninformation von Clermont-sur-Berwinne und holten unseren Stempel. Der Knabe wusste jedoch nichts, keine Kneipe, keinen Bäcker, keinen Laden. Mario sah, dass die Kirchentür noch offen stand und so gingen wir uns die große Jacobskirche St. Jacques le Majeur anschauen. Als ich rauskam, wollte eine Frau gerade die Kirche schließen. Sie fragte auf Französisch, ob wir Pilger seien. Ich fragte, ob sie Madame Brandt ist. Wie ein gutes Zusammenspiel klappte mal wieder alles. Denn sie war es, die hospitalera von Clermont. Sie führte uns ins Pfarrhaus und zeigte uns alles. Es war ganz hübsch eingerichtet und für unsere Zwecke genügend. Morgen früh sollten wir 7.30 Uh zum Frühstück zu ihr nach Hause kommen. Das Bild vom Haus hing als Foto an der Wand, damit wir es nicht verfehlen konnten. Es gab nur ein Waschbecken mit kaltem Wasser, das war sehr erfrischend. Dann hatten wir aber wirklich Hunger und so rückten wir in die einzige Lokalität des Ortes ein. Draußen auf der Terrasse waren alle Plätze besetzt, so dass uns nichts anderes übrig blieb, als hinein zu gehen. Die Karte setzte uns auf den Allerwertesten und brachte uns in die belgische Realität. Kein Essen unter 13 € z. B. ein Salat. Einen solchen mit Gebratenen Ziegenkäse mit Honig nahm ich und Mario bestellte den Fisch des Tages für 20 €. Heute gab es Lachs und dazu Frite für jeden. Ein Bier aus Val Dieu  einer Klosterbrauerei in der Nähe von Aubel schmeckte uns dazu. Es hat uns auch für den Preis gut geschmeckt. Das Abkassieren dauerte etwas, das Kästchen mit der Rechnung erschien, Kohle rein, Wiedergabe Restgeld, Trinkgeld rein. Danke und Tschüss. Wir stiefelten noch einmal ums Dorf und sahen uns das Rathaus, die Kirche, das Schloss und den Teich genauer an. Dann machten wir uns bettfertig. Plötzlich ein Getöse und Gehupe. Wir ins Vorderzimmer, Fenster auf, neugierig rausgeschaut. Da stand auf dem Platz ein Oldtimerbus. Aus dem stiegen mindestens 30 junge Männer aus, weißgekleidet mit schwarzen Schürzen und Musikinstrumenten. Sie spielten poppige Blasmusik und sangen und tanzten auf dem Platz. Nach zwei Liedern rückten sie in die Kneipe ein und es ging lautstark und fröhlich weiter. Bloß gut, dass unser Zimmer hinten raus lag und wir auch Ohrstöpsel hatten, denn wir waren von der ewigen Wanderung ziemlich kaputt und wussten noch nicht, was uns morgen erwartete.

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