Montag, 4. Juli 2016

Sonntag, 03.07.2016, Overath - Köln, 28 km

Etwas vorm Weckerklingeln wurden wir heute munter. Rosa raste schon in der Küche hin und her. Wir machten alles fertig und gingen runter. Da war es aber totenstill. War sie etwa doch noch zum Bäcker gegangen, obwohl soviel Essen da war? Nein, sie machte sich nur im Bad zurecht, denn sie wollte anschließend in die Kirche gehen, da dort einem bekannten Verstorbenen gedacht wurde.  Sie wollte gegen 9 Uhr los. Das war uns ganz recht, denn auch wir mussten uns von ihrer Gastfreundschaft trennen. Während wir gemeinsam das Frühstück vorbereiteten, erzählte sie wieder vom Sterben und das der Tod einen Grund sucht, sie aber keine Angst hat. Schon ihr Vater hatte gesagt: Sterben ist nicht schwer, schließlich bringen das auch schon kleine Kinder und die haben es nicht einmal gelernt. Sie sagte ein Gebet auf und dann ließen wir es uns schmecken. Mario machte noch schnitten für den Tag und dann hieß es schon Abschiednehmen. Schnell noch die Adressen aufgeschrieben, Fotos vorm Haus gemacht. Dann gab sie uns den Reisesegen und wir marschierten los. Eine tolle Frau, die alles in ihrem Leben richtig gemacht hatte und ziemlich mutig und mit der Zeit auch abgeklärt war. Diese Frau brauchte keine Angst vorm Sterben zu haben. Über die Höhe mit einer tollen Fernsicht wanderten wir nach Steinenbrück, das im Tal der Sülz lag. Vieles erinnerte an die Bergbautradition, sogar der Kirchturm, der sehr eigenartig aussah. Ein Vati mit seinem Jungen lief ein Stück mit uns und er erzählte, dass der Kleine auch gern in der Natur war und lief. Er wünschte uns gutes Wetter und eine gute Wanderung. Nicht lange danach, wir keuchten gerade bergauf, hupte ein Auto. Erst dachten wir, wir blockieren irgendwie die Straße und gingen noch weiter an den Rand. Aber die Frau hielt an, kurbelte das Autofenster herunter und begann ein Gespräch übers Pilgern. Sie bat uns zu warten, sie wolle uns etwas schenken, ein Bild vom Kirchenfenster von Gerhard Richter. Wir gingen mit um die Ecke zu Familie Rost, Im Kornfeld 5. Sie holte ihren Mann, der aus Augustusburg bei Chemnitz stammt und schenkte uns ein kleines Buch vom Richterfenster, welches sie selbst fotografiert und verlegt hatten. Sie waren oft da, vor allem im Herbst, da in dieser Zeit der Lichteinfall besonders stark ist durch die tiefstehende Sonne. Ein ganz tolles Geschenk. Dieser Vorfall lässt mich wieder zweifeln, ob alles mit rechten Dingen zugeht. Wir waren total begeistert und können es eigentlich gar nicht fassen. Und so ging es heute Vormittag weiter. Ständig kamen wir ins Gespräch mit Leuten. Mit einem Paar sprachen wir über den Weg in Frankreich, eine Frau mit Sohn freute sich, dass wir aus Sachsen kamen und fragte ins, ob wir wirklich fromm genug sind, um diesen Weg zu gehen. Zu DDR- Zeiten war die Religion ja schließlich auch etwas weggedrückt worden. So verging die Zeit rasend schnell und wir waren kurz vor Brück. An einem Stand kauften wir zwei Handvoll Kirschen, gingen am Wildgehege vorbei, betrachteten den Lehrpfad mit allen möglichen Bäumen und gelangten so an die Kirche, wo es aber keinen Stempel gab. Die freundliche Frau der Pfarrbibliothek gab uns aber den Bibo- Stempel. Unter dem großen Baum aßen wir zu Mittag, bevor wir zur letzten nervigen Etappe des Tages aufbrachen. Es ging nun 10 Kilometer rein nach Köln, immer an der lauten Einfallstraße entlang. Ich hätte es mir geschenkt, aber Mario will den ganzen Weg zu Fuß gehen. Ich hatte schon etwas den Kanal voll und als ich dann halb Fünf unser Zimmer sah, sowieso. Eine Kaschemme sondersgleichen. Das die sich nicht schämen, dafür Geld zu verlangen! Auf dem Weg in die Stadt sahen wir die Plakate zum CSD . Ich googelte und holte mir das Programm. Und so beschlossen wir, noch mal auf den Heumarkt zu gehen. Nach einer Stärkung (Kölsch, Fritten mit Majo und Krustenbratenbrötchen) fühlten wir uns stark genug uns in Richtung Bühne vorzudrängeln. Es kam Caught in the Act und Loona. Es war eine tolle Stimmung und wir machten mit. Danach liefen wir noch zum Dom, fotografierten und appten. Im Hauptbahnhof druckten wir uns die Verbindungen nach Bonn und Aachen aus. Danach gingen wir über die Hohenzollernbrücke, die über und über mit Schlössern behangen war. Am Rheinufer entlang gelangten wir ins "Hotel", kochten uns noch einen Chai Latte und gingen nach diesem erlebnisreichen Tag ins Bett.

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