Dienstag, 12. Juli 2016

Dienstag, 12.07.2016, Bad Münstereifel - Blankenheim, 21km

Heute war ein schöner Wandertag. Schon gestern flatterten die Schmetterlinge am Feldrain neben uns her und heute begleiteten uns noch viel mehr. Ich kam mir wie in Spanien vor. Nur so wird der Weg eben zum Camino, zum echten Jacobsweg. Eigentlich war ab Mittag Regen angesagt, wir hatten zwar immer mal wieder dunkle Wolken, aber das Glück, dass es nicht regnete. Über uns war immer ein freies Fleckchen. So muss das sein, schließlich wacht einer über unsere Pilgertour.
Wir starteten frühzeitig, standen 7 Uhr auf und verabschiedeten uns bereits 8.15 Uhr von Schwester Roswitha, die wir an ihrem ersten Urlaubstag unbewusst aus dem Bett klingelten. Ganz unkompliziert kam sie mit ihrem Schlafanzug nach unten und ließ sich auch fotografieren. Schwester Roswitha war 5 Jahre in Albanien und bei einer Messdienerwallfahrt hatte sie sogar ein Treffen mit dem Papst. Hoffentlich, meinte sie, klappt das heute mit dem Wetter, denn es ist Regen angesagt. Doch wir waren zuversichtlich und marschierten einfach los und aus dem Heisterbacher Stadttor hinaus. Doch schon bald hing uns die Zunge bis zum Boden. Wir keuchten nur noch, denn die Straße gings total steil nach oben und das eine halbe Stunde lang. Dann kamen wir an einem Urwaldprojekt der Stadt Bad Münstereifel vorbei. Sie haben eine Bankgarnitur aufgestellt und wollen diese der Natur zurückgeben. Das heißt, sie soll sich zersetzen und verfaulen. Wir wanderten weiter auf einer Anhöhe mit schönem Blick über das Eifelland. Hier ist jeder Feldweg geteert wie eine Straße.
Auf der einen Seite lässt sich das gut laufen, aber es ist auch ein wenig monoton. Es ging in den Wald hinein und bald kamen wir an einen ausgeschilderten Gotteswald, also Friedhof der katholischen Kirche in freier Natur. Alle Pfade hatten einen Wegesnamen, damit die Angehörigen wissen, wo sie nach dem Grab zu suchen haben. Bald darauf kamen wir in Roderath an und holten unseren ersten Stempel. Nun war es nicht mehr weit bis Frohngau, unserem ersten Etappenabschnitt für heute. Doch zuerst passierten wir das Jugendzeltlager und danach ging es in der Ortsmitte zur Kirche. Wir mussten zwar einen kleinen Abstecher machen, aber der Besuch des Dorftreffs Alte Schule war es uns wert. Hier hatten die Dorfbewohner in der alten Schule ein Café mit einem Tante-Emma-Laden aufgebaut. Der Laden hatte auch erst wieder am Mittwoch auf, aber das ganze Areal lud zum Verweilen ein. Es gab sogar einen Kinderspielplatz. Die Pause nutzten wir ebenfalls für einen Anruf im Pfarrhaus in Blankenheim. Als wir uns um diese Unterkunft bemüht hatten, wurde uns mehrmals gesagt, wir müssten aber eine Isomatte mitbringen. Da wir jedoch nur die eine Übernachtung hatten, wo eine von Nöten war, verzichteten wir auf sie. Auch jetzt sagten wir nichts davon, obwohl wir gestern schon überlegt hatten, doch abzusagen und ein anderes Quartier anzurufen. Denn auf nackigen Fußboden wollten wir eigentlich auf nicht schlafen. Wir ließen aber erst mal alles auf uns zukommen und legen nun weiter. In der Engelgauer Kirche wurden die Besucher auf die Reinigungsmisere aufmerksam gemacht und gebeten, doch erst in die Kirche und dann auf den Friedhof zu gehen und nicht umgekehrt, damit die Kirche nicht so beschmutzt wird. Sie wird nämlich nur noch einmal im Monat sauber gemacht. Durch das Tal des Genfbachs (ehemals Ahe) wanderten wir zur kleinen Ahekapelle, die auf einen Hügel stand. Im Mai hatte dort ein 4-tägiges Fest stattgefunden und die Kapelle mit Blumen geschmückt.
Über Felder und durch den Wald ging es nun auf einer alten Römerstraße entlang von der allerdings nichts mehr zu sehen war, kamen an einem Forsthaus vorbei, wo wir eine Rast machten und erreichten nach ca. 6 Kilometern das Gewerbegebiet von Blankenheim. Dort wollten wir uns die nötige Verpflegung kaufen und gleich noch mal nach eine Isomatte sehen. Es gab sogar eine selbstaufblasbare für 15€. Wir entschieden, erst abzuwarten und sie vielleicht später zu kaufen. Bloß gut, denn wie sich etwas später herausstellen sollte, wäre das völliger Blödsinn gewesen. Wir kauften im Lidl ein und Mario bekam gleich einen ganzen Stapel Ice Age Karten in du Hand gedrückt, worüber er sich wahnsinnig freute.
Wir wanderten voll bepackt in die Stadt, jedoch fanden wir keine Muschelzeichen mehr. Mit der Beschreibung aus dem Pilgerführer klappte es dann dennoch recht gut. Frau Hermeling saß schon draußen auf der Bank und erwartete uns, als wir vom Burgberg abstiegen. Sie zeigte uns die Räumlichkeiten und siehe da, es gab drei zusammenklappbare Liegen, die ja noch besser als Isomatten sind. Somit hatte es alles wieder geklappt. Wir haben wieder ein riesiges Haus für uns allein. Das einzige Manko ist, das es keine Dusche gab. Aber das kann man mal verschmerzen. Wuschen wir uns also mit kaltem Wasser und wurden wieder froh und frisch. Danach waren die Klamotten dran. Im Rossmann hatte ich Flüssigwaschmittel gekauft und wusch nun auch mal meine Hose, die vom Waffelessen voller Fettflecke war. Dann besahen wir uns die hübsche Fachwerkstadt, ihre Lädchen und die Ahrquelle. Bevor wir uns an unser Abendbrot machten, wollten wir einen Eisbecher essen und deshalb setzten wir uns ins Eiscafé. In der Karte gab es einen Eisbecher namens Oma Gerta. Mario überredete mich den zu nehmen. Die Oma Gerta des Eisdielenbesitzers war nämlich ein ganz großes Schleckermäulchen. Deshalb waren auf dem Eisbecher auch zusätzlich Pralinen und Schokoriegel drapiert. Mario aß einen Limoncello- eisbecher. Sie schmeckten beide, aber ich musste teilen, so viel war das. Zwischendurch hatte es mal ein bisschen geregnet. Als wir dann zum Pfarrhaus gingen, fing es richtig an. Schnell nahm ich meine Sachen vom Zaun, um sie drinnen weiter zu trocknen. So schnell, wie es anfing zu regnen, so schnell hörte es wieder auf. Also spazierten wir noch hoch zur Burg und sahen uns den Tiergartentunnel, eine mittelalterliche Wasserleitung, an. Wieder zu Hause machte wir Abendbrot, Spätzle. Dazu gab's Melone und Kirschen. Von einer Speise bekam ich jedoch so einen Allergieschub, dass nur noch die Nase lief und der Hals kratzte und zumachte. Zeit zum Schlafen!!!!

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