Sonntag, 3. Juli 2016

Sonnabend, 02.07.2016, Drabenderhöhe - Overath-Heiligenhaus, 18km

Der heutige Tag versprach recht schön zu werden, denn als wir früh aus dem Fenster sahen, schien die Sonne. Wir nahmen uns Zeit und frühstückten in aller Ruhe. Unsere Tour war heute nur rund 18 Kilometer weit. Um 9 Uhr zogen wir aus dem Ort, in dem in den 60iger Jahren viele Siebenbürgische hinzugezogen sind. Wir wanderten zuerst wieder hinauf auf den Heckberg und hatten einen herrlichen Blick übers Land. An sehr schönen Eigenheimen vorbei ging es nach Federath. In einer kleinen Kirche holten wir uns den ersten Stempel des Tages. In der Kirche stand ein altes Holzkreuz, auf welchem verschiedene Insignien der Kreuzigung von Jesus dargestellt waren. Auf dem Weg zur Kirche hielt eine Frau im Auto an und fragte, ob wir wirklich nach Santiago wollten und wünschte uns viel Glück. Wir trafen sie wieder, als sie vom Einkaufen zurück kam und sie winkte uns zu. Dann kamen wir an einem Fußballturnier vorbei. Kurz vor 12 Uhr trafen wir in Marialinden ein. Wir sahen uns die katholische Kirche an, stempelten unseren Ausweis und aßen unsere Käsebrötchen zum Mittag. Dann zogen wir weiter. Das Wetter war sehr wechselhaft. Mal schien die Sonne, danach zog es sich zu und es sah aus,als ob es gleich anfangen würde zu regnen. Wir liefen ins Tal der Agger hinunter und kamen bei Nieselregen in Overath an. In der Kirche St. Walburga holten wir wieder den Stempel und riefen Frau Surmann an, bei der wir heute übernachten durften. Diese gab uns gleich gute Ratschläge, wie wir am besten nach Heiligenhaus kommen würden. Wir sollten ja nicht den langen Weg gehen, sondern am Rathaus in den Bruchholzweg abbiegen und dann über den Berg kommen. Gesagt, getan. Doch als wir aus der Kirche kamen, schien so verlockend die Sonne, dass wir Lust auf ein Eis bekamen und wir erst mal in die italienische Eisdiele am Ort gingen. Jacqui aß ein Rafaello- und Mario ein Malagaeis, welche vorzüglich schmeckten. Schon beim Bezahlen verdunkelte sich plötzlich wieder der Himmel und wir hatten uns gerade zum Bruchholzweg durchgehangelt, da ging ein mörderischer Regenguss samt Gewitter darnieder. Da hieß es erst mal abwarten, unter einen Baum stellen und die Regencapes auspacken und überstreifen. Als es ein bisschen weniger wurde, stiegen wir den Berg hoch nach Heiligenhaus. Dort schien wieder die Sonne. Mit einem Mann unterhielten wir uns über Vor- und Nachteile der Regenbekleidung und was dicht hält und was nicht. Dann suchten wir unsere Unterkunft, das Haus von Frau Surmann, Auf dem Hagel 9. Sie erwartete uns schon ungeduldig und hatte ob des Gewitters schon Angst um uns. Eine Pilgerfahne mit Muschel und ein Willkommensschild waren aufgestellt. Frau Surmann war eine 83jährige alte Pilgeroma. Sie zeigte uns unser Zimmer und war sehr aufgeregt. Sie lud uns zum Abendbrot ein und meinte, sie hätte alles eingekauft und wir bräuchten nicht mehr zum Netto. Und dann erzählte sie uns ihr halbes Leben. Sie hatte vier Kinder, drei Jungs und ein Mädchen. Vor 27 Jahren hatte sie mit ihrem Mann   geplant, nach Santiago zu gehen. Darüber ist er gestorben und sie hat ihr Leben selbst in die Hand genommen. Selbstverteidigungskurse, mittlere Reife, drei mal zu Ausgrabungen in Jordanien und immer wieder auf den Jacobsweg. 2002 ist sie mit dem Rad auf den Flughafen gefahren und hat sich ausrechnen lassen, wieviel das Ticket nach Spanien kostet. In Burgos ist sie die Treppe runtergefallen, hatte sich am Fuß verletzt und die Zahnbücke kaputt geschlagen. Außerdem hat sie sich zur Herbergsmutter ausbilden lassen und dreimal in Spanien Pilger betreut. Dann haben wir eine Runde gedreht, waren doch noch mal bei Netto und sie hat Abendbrot gemacht. Wir haben noch mitgeholfen, den Tisch zu decken und Tortilla zu machen, die aber nicht ganz blieb. Es wurde ein sehr vergnüglicher Abend, sie erzählte und erzählte. Erst tranken wir einen Rotwein, danach überredete sie uns, mit ihr och einen Portwein zu trinken. So kamen wir erst gern Mitternacht ins Bett.

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