Uns erwartete heute ein umfangreiches Frühstück, das wir sehr genossen. In der Nacht taten Jacqui die Knie weh, deshalb träumte sie komische Sachen von Omama und Vivienne. Als wir die Hotelrechnung bezahlten, schlug die Dame eine Abkürzung vor. Sie meinte, dass man den Radweg auf der alten Bahntrasse nehmen könne, dieser würde uns genau bis Waxweiler führen. Man könnte gar nichts falsch machen, dafür würde es nur gemächlich steigen und es wären ca. 3-4 Kilometer weniger.
Wir wollten es uns überlegen. Und das machten wir auch auf dem Vorplatz des Hotels. Mario meinte, wir sollten heute mal etwas ruhiger treten und so traten wir den Weg in die andere Richtung an.
Wir liefen zum Radweg, überquerten die Straße und mussten eine Böschung überwinden. Mario, ganz Gentleman, meinte, er gänge vor, um mich aufhalten zu können, wenn ich falle. Er hatte es noch gar nicht ganz ausgesprochen, da rutschte er aus und saß auf seinem Allerwertesten.
Aber nun befanden wir uns auf dem richtigen Weg. Kurz nach Prüm Ortsausgang lud uns der Skulpturenpark ein. Es war nur ein Umweg von 800 Metern, aber die haben sich gelohnt. Der Designkünstler Hubert Kruft hatte mit seiner Familie einen Garten angelegt und verschiedene Objekte, Kupfertreibarbeiten in Form von Tieren und Unruhen, aber auch Gesichter aus alten Gartengeräten in den Garten eingefügt. So entstanden tolle Nischen, großzügige Grasflächen mit grasenden Tieren oder auch am Teichufer kleine idyllische Landschaften. Wir waren die ersten Besucher im Garten, es war alles noch still und die Luft so frisch. Richtig erholsam für Auge und Ohr. Zurück auf dem Radweg liefen wir auf Watzerath zu. Der Weg war eintöniger als der über die Höhen der Eifel. Aber er verlief im Tal der Prüm. Ratzfatz waren wir in Pronsfeld. Plötzlich wurde es interessant. Dort gab es ein Freilichteisenbahnmuseum. Wir liefen ja auf dem alten Bahndamm und dieser wurde in den 70iger Jahren für den Personen-, in den 80iger Jahren für den Güterverkehr stillgelegt und zurückgebaut. Die letzten Stück Gleise wurden 2006 weggenommen und dieses Museum geschaffen. Wir hatten heute viel Zeit und machten eine lange Essenpause. Wir lasen alle Tafeln durch.
Danach mussten wir noch 8,9 Kilometer auf der bitumierten Trasse zurücklegen. Es schien wie ein Klacks, aber nach dem Mittag ziehen sich die Strecken immer ewiglich hin. Am Rand wachsen stets Walderdbeeren und sie hingen voller reifer Früchte. Mario kümmerte sich oft um diese kleinen Zwischendurchsnacks. Zwei Kilometer vor unserem Ziel fand er bei einer Pullerpause viele große Pfifferlinge neben dem Bahndamm und nahm sie mit.
Als wir in Waxweiler anlangten, standen gegenüber der Kirche viele Leute in gedeckten Farben. Gerade war eine Beerdigung und die Prozession führte zum Friedhof. Vorneweg gingen die Messdiener in ihren langen weißen Gewändern, dahinter schritt der Pastor und rief immer: "Gebenedeit, sei die Jungfrau Maria..."
Eine Frau drehte sich immer wieder zu uns um, dann löste sie sich aus dem Zug und fragte uns, ob wir die Familie Hanitsch seien. Es war unsere Vermieterin für diese Nacht. Wir verabredeten uns für später und so hatten wir Zeit, uns die Kirche St. Johannes der Täufer (im Volksmund: Südeifeldom) anzuschauen. Als wir hineinkamen, hatte ich einen richtigen Wow-effekt. Das Kirchenschiff war breiter als lang, die Bänke ordneten sich im Halbkreis um den Altar an und die Decke war gigantisch modern bemalt. Dafür waren solche schönen Pastelltöne verwendet worden, dass einem vor Staunen der Mund offen blieb. So muss Kirche heute aussehen und einen als Ort gefangen nehmen. Nicht alt und vermufft. Obwohl das nichts heißen muss. Schließlich sollten auch die Inhalte stimmen. Auf alle Fälle fand ich es sehr beeindruckend. Die Küsterin erzählte uns von dem großen Brand, der nach fast vollständiger Renovierung alles verrußt hatte und den Turm einstürzen ließ. So musste die Kirche noch einmal zwei Jahre geschlossen bleiben und daraufhin bekam die Gemeinde diese wunderschöne Ausmalung.
Danach gingen wir zum "Haus des Gastes", dort hatte gerade die Frau vom Bürgermeister Dienst und wies einen Flüchtling an, was er in seinen Asylantrag schreiben musste. Auch zu uns war sie sehr nett, zeigte uns auf einem einfachen kopierten Ortsplan, wo Frau Pauls wohnte und gab uns noch ein Bonbon mit auf den Weg. Mittlerweile waren zwei Frauen eingetroffen, die Jacqui heute früh beim Frühstück im Hotel schon gesehen hatte. Das konnte doch nicht sein, dass sie schon hier waren. Aber sie gaben zu, dass sie bis Schönecken mit dem Bus gefahren sind, weil sie das Stück gestern schon gelaufen sind, aber keine Übernachtung gefunden hatten. Also sind sie zurück nach Prüm. Heute wollten sie noch bis Krautscheid laufen. Sie haben nicht vorbestellt, machen das auf gut Glück. Da können sie natürlich laufen, bis sie nicht mehr können. Find ich auch besser, aber unsere Variante hat auch Vorteile. Da muss ich nicht immer am Telefon hängen.
Frau Pauls wusch unsere Wäsche und bot uns die Verwendung ihres Herdes an, als sie den Beutel voller Pfifferlinge sah. Wir luden sie ein, mitzuessen, aber sie hatte heute ihr Damenkränzchen. Sie spielen Rummycub und vom Erlös gehen sie gemeinsam schön essen. Plötzlich zog sie eine Karte hervor und sagte, wir hätten Post bekommen. Jacqui ahnte gleich, dass ihre Mutti geschrieben hatte, denn ihr hatten wir alle Tagesetappen gegeben, damit sie unsere Route verfolgen konnte. Und so war es auch. Ich freute mich riesig, denn ich wurde gleich ans Ferienlager erinnert. Ich war immer die Erste, die Post bekam, weil Mutti schon eine Karte losschickte, als ich noch gar nicht fort war. Nach dem Duschen klopfte Frau Pauls schon wieder an die Tür. Für uns würde ein Mann draußen stehen. Was sollte denn das nun wieder? Aber auf dem Jacobsweg ist man vor Überraschungen nicht sicher. Es war Thomas aus Hoyerswerda, so stellte er sich vor. Er hatte immer unsere Einträge in den Pilgerbüchern gelesen und wollte uns nun unbedingt sehen, zumal wir aus seiner Heimat stammten. Er stellte sich aber als ziemlich verkrachte Existenz heraus, die ohne Geld unterwegs war. So hatte er mit Familie Horn gesprochen, die ihm bestätigten, das ein "älteres Ehepaar" aus Dresden gestern bei ihnen war. Wir können ja da noch froh sein, nur als älter bezeichnet zu werden und nicht schon als alt, zumal bei ihm auch nicht mehr viel fehlte. Jedenfalls wurde er gleich zum Mittagessen eingeladen. Und in Waxweiler fragte er im Haus des Gastes nach und erhielt von der Bürgermeistersfrau unsere Absteigeadresse. Er hatte seit 4 Jahren Burnout, bekam es immer wieder, versucht nun auf dem Jacobsweg wieder den richtigen Weg zu finden. Er bekäme erst in 8 Jahren Unterstützung, sie hätten ausgerechnet, wie lange sein Geld reicht. Ich mag es nicht, wenn jemand die Großzügigkeit und Nächstenliebe anderer ausnutzt und nur schnorrt. Alles kostet Geld, Hauptsache, er macht dann etwas dafür und nimmt nicht nur. Mir war das ein bisschen peinlich vor Frau Pauls, noch keine Stunde da, schon Aufregung pur.
Wir gingen noch zum Edeka, kauften eine süffige Flasche Wein, brieten unsere Pilze und setzten uns mit diesem Festmahl auf unseren Balkon im Sonnenschein und genossen unseren Urlaubstag.
Wir wollten es uns überlegen. Und das machten wir auch auf dem Vorplatz des Hotels. Mario meinte, wir sollten heute mal etwas ruhiger treten und so traten wir den Weg in die andere Richtung an.
Wir liefen zum Radweg, überquerten die Straße und mussten eine Böschung überwinden. Mario, ganz Gentleman, meinte, er gänge vor, um mich aufhalten zu können, wenn ich falle. Er hatte es noch gar nicht ganz ausgesprochen, da rutschte er aus und saß auf seinem Allerwertesten.
Aber nun befanden wir uns auf dem richtigen Weg. Kurz nach Prüm Ortsausgang lud uns der Skulpturenpark ein. Es war nur ein Umweg von 800 Metern, aber die haben sich gelohnt. Der Designkünstler Hubert Kruft hatte mit seiner Familie einen Garten angelegt und verschiedene Objekte, Kupfertreibarbeiten in Form von Tieren und Unruhen, aber auch Gesichter aus alten Gartengeräten in den Garten eingefügt. So entstanden tolle Nischen, großzügige Grasflächen mit grasenden Tieren oder auch am Teichufer kleine idyllische Landschaften. Wir waren die ersten Besucher im Garten, es war alles noch still und die Luft so frisch. Richtig erholsam für Auge und Ohr. Zurück auf dem Radweg liefen wir auf Watzerath zu. Der Weg war eintöniger als der über die Höhen der Eifel. Aber er verlief im Tal der Prüm. Ratzfatz waren wir in Pronsfeld. Plötzlich wurde es interessant. Dort gab es ein Freilichteisenbahnmuseum. Wir liefen ja auf dem alten Bahndamm und dieser wurde in den 70iger Jahren für den Personen-, in den 80iger Jahren für den Güterverkehr stillgelegt und zurückgebaut. Die letzten Stück Gleise wurden 2006 weggenommen und dieses Museum geschaffen. Wir hatten heute viel Zeit und machten eine lange Essenpause. Wir lasen alle Tafeln durch.
Danach mussten wir noch 8,9 Kilometer auf der bitumierten Trasse zurücklegen. Es schien wie ein Klacks, aber nach dem Mittag ziehen sich die Strecken immer ewiglich hin. Am Rand wachsen stets Walderdbeeren und sie hingen voller reifer Früchte. Mario kümmerte sich oft um diese kleinen Zwischendurchsnacks. Zwei Kilometer vor unserem Ziel fand er bei einer Pullerpause viele große Pfifferlinge neben dem Bahndamm und nahm sie mit.
Als wir in Waxweiler anlangten, standen gegenüber der Kirche viele Leute in gedeckten Farben. Gerade war eine Beerdigung und die Prozession führte zum Friedhof. Vorneweg gingen die Messdiener in ihren langen weißen Gewändern, dahinter schritt der Pastor und rief immer: "Gebenedeit, sei die Jungfrau Maria..."
Eine Frau drehte sich immer wieder zu uns um, dann löste sie sich aus dem Zug und fragte uns, ob wir die Familie Hanitsch seien. Es war unsere Vermieterin für diese Nacht. Wir verabredeten uns für später und so hatten wir Zeit, uns die Kirche St. Johannes der Täufer (im Volksmund: Südeifeldom) anzuschauen. Als wir hineinkamen, hatte ich einen richtigen Wow-effekt. Das Kirchenschiff war breiter als lang, die Bänke ordneten sich im Halbkreis um den Altar an und die Decke war gigantisch modern bemalt. Dafür waren solche schönen Pastelltöne verwendet worden, dass einem vor Staunen der Mund offen blieb. So muss Kirche heute aussehen und einen als Ort gefangen nehmen. Nicht alt und vermufft. Obwohl das nichts heißen muss. Schließlich sollten auch die Inhalte stimmen. Auf alle Fälle fand ich es sehr beeindruckend. Die Küsterin erzählte uns von dem großen Brand, der nach fast vollständiger Renovierung alles verrußt hatte und den Turm einstürzen ließ. So musste die Kirche noch einmal zwei Jahre geschlossen bleiben und daraufhin bekam die Gemeinde diese wunderschöne Ausmalung.
Danach gingen wir zum "Haus des Gastes", dort hatte gerade die Frau vom Bürgermeister Dienst und wies einen Flüchtling an, was er in seinen Asylantrag schreiben musste. Auch zu uns war sie sehr nett, zeigte uns auf einem einfachen kopierten Ortsplan, wo Frau Pauls wohnte und gab uns noch ein Bonbon mit auf den Weg. Mittlerweile waren zwei Frauen eingetroffen, die Jacqui heute früh beim Frühstück im Hotel schon gesehen hatte. Das konnte doch nicht sein, dass sie schon hier waren. Aber sie gaben zu, dass sie bis Schönecken mit dem Bus gefahren sind, weil sie das Stück gestern schon gelaufen sind, aber keine Übernachtung gefunden hatten. Also sind sie zurück nach Prüm. Heute wollten sie noch bis Krautscheid laufen. Sie haben nicht vorbestellt, machen das auf gut Glück. Da können sie natürlich laufen, bis sie nicht mehr können. Find ich auch besser, aber unsere Variante hat auch Vorteile. Da muss ich nicht immer am Telefon hängen.
Frau Pauls wusch unsere Wäsche und bot uns die Verwendung ihres Herdes an, als sie den Beutel voller Pfifferlinge sah. Wir luden sie ein, mitzuessen, aber sie hatte heute ihr Damenkränzchen. Sie spielen Rummycub und vom Erlös gehen sie gemeinsam schön essen. Plötzlich zog sie eine Karte hervor und sagte, wir hätten Post bekommen. Jacqui ahnte gleich, dass ihre Mutti geschrieben hatte, denn ihr hatten wir alle Tagesetappen gegeben, damit sie unsere Route verfolgen konnte. Und so war es auch. Ich freute mich riesig, denn ich wurde gleich ans Ferienlager erinnert. Ich war immer die Erste, die Post bekam, weil Mutti schon eine Karte losschickte, als ich noch gar nicht fort war. Nach dem Duschen klopfte Frau Pauls schon wieder an die Tür. Für uns würde ein Mann draußen stehen. Was sollte denn das nun wieder? Aber auf dem Jacobsweg ist man vor Überraschungen nicht sicher. Es war Thomas aus Hoyerswerda, so stellte er sich vor. Er hatte immer unsere Einträge in den Pilgerbüchern gelesen und wollte uns nun unbedingt sehen, zumal wir aus seiner Heimat stammten. Er stellte sich aber als ziemlich verkrachte Existenz heraus, die ohne Geld unterwegs war. So hatte er mit Familie Horn gesprochen, die ihm bestätigten, das ein "älteres Ehepaar" aus Dresden gestern bei ihnen war. Wir können ja da noch froh sein, nur als älter bezeichnet zu werden und nicht schon als alt, zumal bei ihm auch nicht mehr viel fehlte. Jedenfalls wurde er gleich zum Mittagessen eingeladen. Und in Waxweiler fragte er im Haus des Gastes nach und erhielt von der Bürgermeistersfrau unsere Absteigeadresse. Er hatte seit 4 Jahren Burnout, bekam es immer wieder, versucht nun auf dem Jacobsweg wieder den richtigen Weg zu finden. Er bekäme erst in 8 Jahren Unterstützung, sie hätten ausgerechnet, wie lange sein Geld reicht. Ich mag es nicht, wenn jemand die Großzügigkeit und Nächstenliebe anderer ausnutzt und nur schnorrt. Alles kostet Geld, Hauptsache, er macht dann etwas dafür und nimmt nicht nur. Mir war das ein bisschen peinlich vor Frau Pauls, noch keine Stunde da, schon Aufregung pur.
Wir gingen noch zum Edeka, kauften eine süffige Flasche Wein, brieten unsere Pilze und setzten uns mit diesem Festmahl auf unseren Balkon im Sonnenschein und genossen unseren Urlaubstag.
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