Samstag, 16. Juli 2011

15.07.2011 Pamplona-Puente la Reina 24,5km


Nach einer unruhigen, stickigen Nacht (weil alle Fenster zugerammelt waren) machten wir uns nach dem Frühstück und einer herzlichen Verabschiedung in Form einer Geschenkkarte mit guten Wünschen von den Schwestern auf nach Puente la Reina.
Ich hatte zu Hause beschlossen, alle Pilger, denen ich begegne, zu fotografieren und zu fragen, woher sie kommen. Doch schon nach den ersten Tagen merkte ich, dass dies ein Ding der Unmöglichkeit war. Schließlich sind auf dem Camino Frances ein paar mehr Leute unterwegs als auf dem vorjährlichen Camino Portuguese, bei dem es problemlos möglich war. Also änderte ich mein Ansinnen und machte es mir zur Aufgabe, unsere "Bettnachbarn" um ein Foto zu bitten. Und so waren heute erst mal Antonio, der Baumflüsterer und Xavi (Gesprochen: Dschäbbi) zur Fotosession gefragt. Ein älteres Ehepaar, welches seit dem 4. Mai unterwegs war, gab uns noch gute Ratschläge zur Vermeidung bzw. Behandlung von Blasen. So sollten unbehandelte Schafwolle und Spitzwegerich helfen. Gut zu wissen, doch wo nehme ich die Schafwolle her? Egal, bis jetzt hatten wir keine Blasen, also ging es los.


Wir wanderten durch eine zugemüllte Stadt, in der die letzten Feierwütigen ihren König krönten und durch die Straßen trugen. Es sah wie nach einer Schlacht aus.
Bald verließen wir Pamplona und vor uns lag eine liebliche Landschaft. In der Ferne erblickten wir schon die Passhöhe Puerto del Perdon. Über 40 gigantische Windräder stehen auf dem Bergrücken, dort "wo der Weg des Windes mit dem Weg der Sterne zusammentrifft".  Dahin mussten wir. Wir liefen durch ein leuchtendes Sonnenblumenfeld und trafen auf unsere zwei Südkoreanerinnen. Gemeinsam nahmen wir den Berg in Angriff. Aber sie liefen nicht in unserem Rhythmus, so dass wir eher auf der Passhöhe den Ausblick bewunderten. Auf der Höhe stand das Pilgerdenkmal aus Blech, welches die Elektrizitätsfirma und Eignerin des Windparkes baute. Man hatte einen weiten Blick über die Landschaft und wir genossen den Anblick und machten eine lange Rast.
Puerto del Perdon
Auf den Pass führte auch eine Straße, welche wir überquerten, um dann auf steinigen Wegen nach Uterga abzusteigen. Man musste höllisch aufpassen, dass man auf dem geröllhaltigen Weg nicht stürzte. Nach Uterga wählten wir die erste Alternativroute unseres Wanderführers, denn wir wollten das kleine Kirchlein von Eunate besichtigen. Der achteckige Grundriss lassen eine ehemalige Templerkirche vermuten. In Eunate treffen der Aragonesische und der Navarrische Jacobsweg zusammen. An der Kirche trafen wir Antonio und Xavi wieder. Antonio sang irgendwelche, von Xavi belächelten sakralen Lieder. Es war sehr stimmungsvoll. Wir nutzen die Pause, um Wanderstiefel und Socken auszuziehen und genussvoll und schweigend über das Pflaster zu laufen. Man sagt, man könne den magischen spirituellen Ort besser spüren. Mit Antonios Gesang ist uns das auch fast gelungen.


Über Obanos gelangten wir nach weiteren 5,5 Kilometern nach Puenta la Reina. Antonio und Xavi gönnten sich die Unterkunft in der ersten Herberge der Stadt, im Hotel "Jakue", wir liefen zur kirchlichen Herberge (4€). Sie hatte zweckmäßig eingerichtete 12-Mann-Zimmer, eine kleine Küche und einen großen Garten, in dem am Nachmittag  kostenlose Fußmassagen angeboten wurden. Allerdings massierten sich dann die Pilger untereinander die Füße und so verzichtete ich großzügig darauf.

Wir besichtigten lieber den Ort, der seinen Namen der Brücke verdankt, die im Auftrag der Königin von Navarra gebaut wurde. Die Kirche Iglesia de Crucifijo beherbergt ein Kruzifix in Y-Form aus dem 14. Jahrhundert. Dieses soll aus dem Rheinland stammen. Auf dem Glockenturm hatten Störche ihre Nester gebaut und klapperten nun um die Wette. Die alte Hauptstraße war sehr schön. Wir kauften ein Taschenmesser und entdeckten auf einer Zeitung ein Bild vom gestrigen Stierkampf. Wir lieben es, in den kleinen Lädchen landestypische Lebensmittel einzukaufen und so saßen wir mit unseren Schätzen bald am Fluss und ließen es uns schmecken. Die obligatorische Flasche Wein durfte nicht fehlen. Unterwegs trafen wir Sarah, die sich in Uli einen Weggefährten gesucht hatte. Nach dem Besuch der Pilgermesse in der Santiagokirche mit ihrem schönen Portal, wo wir auch einen speziellen Segen und ein kleines Bildchen erhielten, unterhielten wir uns im Garten noch mit den Beiden. Ulrich hat sich aber schnell verabschiedet, er wollte Sarah wahrscheinlich ungern teilen. Vielleicht war er auch nur müde.
Puente la Reina

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