Donnerstag, 14. Juli 2011

13.07.2011, Roncesvalles-Zubiri 22,8 km

Abtei Roncesvalles
Der heutige Tag begann um 6 Uhr, wie der gestrige endete, mit Dauerregen. Aber sollten wir uns schon am zweiten Tag entmutigen lassen? In der Anmeldung waren bereits alle Regenumhänge ausverkauft, aber wir waren ja gut vorbereitet und hatten ein paar dünne Umhänge mit. Mein Regencape stammte aus unserem Dänemarkurlaub 1993 und war mit einem Legolandmännchen versehen. Das machte mir aber nichts aus. Im Gegenteil, alle freuten sich über die Abwechslung des tristen Einheitsgraus und erkannten uns auch gleich wieder. Wir packten also unsere Sachen und den Regenumhang und los gings. Zuerst ging es auf der Hauptstraße entlang, danach auf einem Waldweg weiter. Mit uns lief ein Pilger, der recht abenteuerlich aussah und immer wieder die Bäume auf unserem Weg streichelte und umarmte. Wir beschmunzelten den Mann  und überholten ihn bald vor Burguete.
Dauernieseln

Wasserkanal
Leider sah man durch die tiefliegenden, nebligen Wolken nicht viel von der Landschaft. Bei einem Zwischenstop in der Panaderia in Espinal kauften wir 2 riesige Scheiben Käse, Salami, 1 Baguette und eine Dose Muscheln. Auf unterschiedlich ausgebauten Wegen ging es bergauf und bergab, bis wir zum ziemlich steilen Aufstieg des Erropasses gelangten. In der Zwischenzeit hatte es wieder toll geregnet und da unsere Arme draußen hingen, um sich bei eventuellen Stürzen abzustützen, waren wir klitschnass. Auch unsere Laune war auf einem Tiefpunkt angelangt und wir beschlossen, den täglichen Stopp in Zubiri zu machen. Aber vorher mussten wir den Pass steil und steinig absteigen, was bei dem glitschigen Untergrund eine Herausforderung war.
Essenspause
Wir trafen in Zubiri ein. Zubiri ist baskisch und bedeutet "Brücke". Als wir die Steinbrücke mit dem wohlklingenden Namen puente de la rabia (Tollwutbrücke) sahen, fühlten wir uns gleich viel besser, waren wir doch am Tagesziel angelangt.  Die Legende erzählt übrigens, dass tollwütige Tiere, welche unter der Brücke durchgeführt werden, von der Tollwut geheilt sind. Uns war nass, kalt und wir hatten keine Lust mehr auf noch eine Etappe und suchten deshalb die kommunale Herberge auf, welche in der alten Dorfschule untergebracht war.

alte Brücke in Zubiri über den Fluss Arga
kommunale Herberge Zubiri
meine Höhle
unsere koreanischen Bettnachbarinnen
Gegen 13 Uhr beendeten wir unsere Tagesetappe und gönnten uns eine warme Dusche in der alten Dorfschulherberge (6€). Wir hauten uns danach ein bisschen aufs Ohr. Die Etappe hatte wegen dem nassen Wetter ganz schön geschlaucht. Meine Innenknöchel taten etwas weh. Ich massierte meine Füße sehr intensiv. Unsere Bettnachbarinnen waren diesmal die zwei Südkoreanerinnen vom Vorabendessen. Sie freuten sich sehr, uns wiederzusehen.  Die Namen waren nicht aussprechbar. Sin Jung und Senng Tm arbeiten in einer Reiseagentur und wollten nun den Jacobsweg bewandern, dann weiter nach Lissabon, auf dem Rückweg nach Granada und im September nach Korea zurück. Sie liefen auch am nächsten Morgen und bei Sonnenschein mit Handschuhen und einem Hut bedeckt. Sie wollten ihre weiße Haut, die in Korea als vornehm gilt, schützen und außerdem war es ihnen in Spanien zu kalt. Auch wir hatten uns das spanische Wetter etwas anders vorgestellt.  Draußen auf dem Hof saß Sarah. Zusammen sind wir los, unser Abendbrot zu kaufen. Im Dorfladen gab es an Obst, Käse, Brot und Wein alles was unser Herz begehrte und so aßen und quatschten wir dann in der Gemeinschaftsküche, bevor wir ins Bett sanken und den Stretchübungen von Sin Jung zusahen. Die Augen fielen uns jedoch bald zu und unsere Glieder konnten sich auf den Marsch nach Pamplona vorbereiten.

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