Sonntag, 31. Juli 2011

31.07.2011, Astorga-Foncebadon 27,3km

Als wir früh aufbrachen gingen die letzten als Römer verkleideten Gäste des Stadtfestes in Astorga nach Hause.
Murias de Rechivaldo
Heute ging es in die hügelige Landschaft der Maragateria. Dort ist die Vegetation kark und der Boden gibt nicht viel her. Wir machten extra einen Umweg in das traditionelle Dorf Castrillo de los Polvozares. Die Häuser sind meist aus rotem Naturstein und die Türen und Fensterrahmen sind grün gestrichen. 
der nette ältere Herr zeigte uns seinen Gemüsegarten
Western-Bar in El Ganso
einige der letzten Häuser mit Strohdach in der Gegend
In Rabanal angekommen, einem sehr hübschen Dorf, entschlossen wir uns doch noch nach Foncebadon aufzusteigen ( ca. 350m auf 6km).
Rabanal
Aufstieg
... aus Stuttgart
Ruine in Foncebadon, dahinter die alternative Herberge Monte Irago
Paellapfanne
Yogaraum, Volker aus Osnabrück
Matratzenlager im Yogaraum
Nach der Empfehlung des Schweizers Reto mieteten wir uns in der alternativen Herberge Monte Irago (6€) ein. Nachdem sie unser Geld genommen hatten, sagten sie uns, das kein Bett mehr frei ist und wir im Yogaraum hinter den Ziegenställen auf Matratzen schlafen sollten. Wir entschieden uns das Menue (8€) aus biologischem Anbau zu nehmen. Es gab Paella, Salat, Wurst, Schinken, Käse und Wein. Trotz Bio schmeckte es sehr gut. Wir verbrachten den Abend vergnüglich mit Christa und Werner, einem älteren Ehepaar aus Sachsen/Anhalt, und Volker aus Osnabrück.
Der Höhenunterschied den wir heute überwanden betrug 556m (von 868m auf 1424m).

Samstag, 30. Juli 2011

30.07.2011, Hospital de Orbigo-Astorga 18,8km

Wir pilgerten heute nach einem Frühstück mit Brot und Quittenmarmelade mit Xavi nach Astorga. Er wollte aber weiter gehen. Am Wegkreuz von Santo Toribo konnte man ein schönes Landschaftspanorama mit denTürmen der Kathedrale von Astorga im Vordergrund gnießen. 11:30 Uhr bezogen wir unsere Betten in städtischen Herberge (5€), erholten und erfrischten uns. Nachmittags besuchten wir den Bischofspalast von Gaudi und die Kathedrale mit Museum (4€).
Kathedrale Astorga
In Astorga fand ein großes Römerfest mit Heerlager und Markt statt. Viele Einwohner und auch alle Kellner hatten sich verkleidet. In der Farmacia kaufte ich mir Desinfektionsmittel und Tupfer für meine Blasen.

aufgeschnitte Blase
 In der Schokoladenstadt Astorga kosteten wir in einer Manufaktur eine heiße Schokolade. Als wir in die Herberge zurückkamen war gerade kostenlose Fußsprechstunde von Unistudenten. Sie verdrehten die Augen und desinfizierten alles. Zum Abendbrot gab es Tortilla und Wein.

Abendessen auf der Terrasse der Herberge


Freitag, 29. Juli 2011

29.07.2011, Leon-Villar de Mazarife-Hospital de Orbigo 37km

Als wir 05:30 Uhr auf Toilette gingen, stand Gerard schon abmarschbereit an der Tür. Doch diese wurde erst sechs Uhr geöffnet. Wir nahmen dankbar das Frühstücksangebot der Herberge an und stärkten uns mit Marmelade, Toast und Milchkaffee für den kommenden Pilgermarsch. Unser Ziel war die Albergue de Jesus (mit Zeichnungen von Pilgern an den Wänden) in Villar de Mazarife. Wir wanderte durch Felder und Heidelandschaften bergauf und -ab auf einsamen Wegen.
Nach der Besichtigung der Jesusherberge und der Stärkung mit einem Bier beschlossen wir, noch 15,3km bis Hospital de Orbigo daranzuhängen. Diese Strecke war nicht so schön. Es ging meistens monoton und ohne Schatten auf einer schnurgeraden Straße entlang.

zum Rastplatz unterm Baum

Pause mit Maiskolben
 Nach dem Eintritt in die Stadt über die alte Römerbrücke, suchten wir uns zwei Betten in der schönen kirchlichen Herberge Karl Leisner (5€). Dort gibt Einzelbetten, einen schönen Innenhof und einen Garten. Nach dem Duschen und Wäsche waschen besuchten wir die Kirche und gingen im Supermercado unser Abendbrot kaufen. Als wir gerade unser Essen zubereiten wollten, schenkten uns schweizer und deutsche Mädchen ihre Pasta mit Käse und Tomatensalat. Schön. Doch nun mussten wir das Gekaufte die ganze nächste Etappe mitschleppen. Den Abend beendeten wir bei einer Flasche Tinto und Schokolade beim Tagebuch schreiben und bei Gesprächen mit Leo und Pattrick aus Osnabrück.

Donnerstag, 28. Juli 2011

28.07.2011, Mansilla de las Mulas-Leon 19,4km

Gegen sechs Uhr frühstückten wir Flan, Makkaroni und Kakao. Jacqui lief eine Stunde mit einer Australierin und ich hinkte mit meinen Blasen hinterher. Treffpunkt war beim zweiten Frühstück in der Bar. Wir mussten ein ganzes Stück an einer vielbefahrenen Schnellstrasse entlanglaufen, bevor der Weg parallel auf Schotterpiste durch Vorstädte und Industriegebiete weiterging. Am Stadteingang vor einer Brücke bekamen wir an einer mobilen Stempelstelle einen Stadtplan und den Weg zur Herberge im Benediktinerinnenkloster im Stadtzentrum erklärt. Dort empfing man uns mit einem Bonbon und einem Stück eisgekühlter Melone. Da wir das erste ankommende Paar waren, durften wir uns das Bett im Paarsaal aussuchen. Einzelpilger wurden nach dem Geschlecht aufgeteilt. Nach dem Duschen mit kaltem Wasser ruhten wir uns etwas aus und machten uns stadtfein. Nach einem Einkauf im Supermercado standen wir orientierungslos in einer fremd aussehenden Strasse und wussten nicht, wo wir waren. Sofort eilte ein netter Mann zu Hilfe und erklärte den Weg. Des Rätsels Lösung: Ein- und Ausgang waren in zwei verschiedenen Straßen. Wir besichtigten die Basilika San Isidoro, das Pantheon mit den Königsgräber ( am Donnerstag Nachmittag gratis) und die Kathedrale von Leon. Besonders schön waren die Bemalung im Pantheon und die 200 farbenfrohen Fenster (1800m2) in der Kathdrale.
Jacqui und Gaudi
Kathedrale Leon
Kathedrale Leon
Danach gingen wir nach der Empfehlung unseres Führers im El Albanico das Pilgermenue essen (Kartoffeln mit Bacalao, Langusten, Hühnchen oder Fisch mit Salat, Wein, Flan). Sehr lecker. Um 21:45 Uhr gingen wir mit den Benediktinerinnen in die Klosterkirche, bekamen ein deutsches Textheft und erlebten eine traditionelle gesungene Komplet mit anschließender Pilgersegnung. Zum Abschluß des Abends tranken wir 22:15 Uhr noch ein Glas Sangria in der Küche. Dort bot uns ein junger Pole Kaffee an und fragte, wie spät es ist. Er wunderte sich, dass es zehn Uhr draußen noch dunkel ist. Als wir ihm erklärten, das Nacht ist, war er sehr verwirrt. Er hatte den ganzen Tag verschlafen.

Mittwoch, 27. Juli 2011

27.07.2011, Abzweig Calzada del Coto-Calzadilla de los Hermanillos-Mansilla de las Mulas 34,3km

Heute morgen gingen wir um Sieben nach einem zünftigen Frühstück los. Wir hatten in der Nacht die Herberge für uns allein und so konnten wir auch früh tun und lassen, was wir wollten. In der Nacht wurde der Rasen vor der Herberge gesprengt, so kommt es, dass dieser sehr saftig und grün aussieht. Wir wollten die empfohlene Nebenroute über Calzadilla de los Hermanillos gehen, da diese viel schöner und einsamer sein sollte. Im Dorf war noch alles still, als wir aufbrachen. Wir liefen auf einer sehr breiten Schotterpiste, die wir die Bauernautobahn nannten. Die ersten 9 Kilometer vergingen wie im Flug und wir gönnten uns ein kleines 2. Frühstück mit einem schönen warmen Croissant und Cafe.
Frühstückskaffee
Der nächste Abschnitt sollte alles bisher Dagewesene toppen. 24 Kilometer Meseta, alles ziemlich flach, kein Schatten, kein Mensch weit und breit. Die einzige Abwechslung war die Eisenbahntrasse, mal ein bischen näher, mal etwas weiter weg vom Weg. In zwei Stunden kam ein Zug.
Muschelstein
Gegen 15 Uhr gelangten wir in der Herberge an. Sie hat einen hübschen Innenhof. Zu allem Schrecken mussten wir feststellen das sich die koreanische Familie von Vorgestern neben unserem Bett einquartiert. Na dann Gute Nacht.

Dienstag, 26. Juli 2011

26.07.2011, Calzadill de la Cueza-San Nicolas-Sahagun-Abzweig Calzada del Coto 28,2km

Heute wurden wir 04:30 Uhr durch eine lärmende koreanische Familie geweckt. Da unser Bett neben dem Bad stand und die Tür nicht richtig oder gar nicht geschlossen wurde, strahlte die ganze Festbeleuchtung in unser Gesicht. Obwohl wir es versuchten, konnten wir nicht mehr einschlafen. So packten wir auch unsere Sachen und waren schon 05:45 Uhr auf dem Weg. Ab jetzt geht es für uns noch viel leichter, denn von den rund 800km bis zum Ziel sind weniger als 400km übrig. Wir wanderten bergauf und bergab durch eine Hügellandschaft nach San Nicolas. Zum Frühstück in der Bar bestellten wir ein Bocadillo french omelette und einen cafe con leche (4,3€). In Sahagun besichtigten wir die Herberge Viatoris und die Kirche San Lorenzo, die im Mudejar-Stil (muslimische Baumeister für christliche Gebäude) gebaut wurde. An einem Muschelstein lagen viele Blumen. Eine Frau erzählte uns, das hier am 12.07.2011 der junge Spanier Cristian beim Stiertreiben von einem Bullen gegen den Stein geschleudert wurde und starb. Auf dem Weg durch die Stadt suchten wir nach einem Supermercado. Ein älteres Ehepaar führte uns auf verschlungenen Wegen zu einem Dia. Nach einem Gespräch über Aprikosenmarmelade kauften wir ein und verließen die Stadt über den Fluß Cea. Da sich Marios Blasen immer wieder füllten, beendeten wir die Etappe in Calzada del Coto. Der Schlüssel der sehr einfachen Herberge (Spende 5€) steckte.

kommunale Herberge
 Es war noch keiner da und so sicherten wir uns die besten Betten und die Steckdosen für die Ladegeräte. Nach dem Duschen machten wir einen Nachmittagsschlaf bis 17 Uhr. Als wir vom Abendbroteinkauf im Dorfladen zurückkamen, stempelte eine Frau die Ausweise und holte die Spende.
Abendbrot
Sportplatz vor der Herberge
Ab 19 Uhr füllte sich der Spiel- und Sportplatz. Es wurde gespielt und Baskettball trainiert. Wir schrieben in der Abendsonne noch unseren Blog oder das Tagebuch.
Meine Hand erholt sich langsam von dem Sturz. Ich hoffe in drei Wochen ist sie wieder voll beweglich.

Montag, 25. Juli 2011

25.07.2011, Poblacion de Campos-Carrion de los Condes-Calzadilla dela Cueza 34,4km

Um 06:30 Uhr begann heute unser Tag. Nach 11km Wanderung füllten wir erst einmal unseren Brotvorrat in einer Panaderia in Villacazar de Sirga auf und frühstückten in einer Bar ein Bocadillo-Tortilla und die Spezialität der Region Morcilla de Aroz (Grützewurst mit Reis). Dann ging es weiter nach Carrio de los Condes. Dort beginnt ein besonders hartes Stück Meseta. Es geht 18km nur geradeaus ohne Schatten, Verpflegung und Anzeichen von Zivilisation.
Deshalb befolgten wir den Rat unseres Buches und kehrten in die Cerveceria JM (Bierstube) ein und aßen, weil es so gut schmeckte, gleich nochmal Morcilla de Aroz mit einem großen Bier. Es war wirklich Meseta pur! Eben, einsam, ohne Schatten, trabten wir Schritt für Schritt, den Kopf gesenkt, durch die immergleiche Landschaft. Weizenfelder, Sonnenblumenfelder, Weizenfelder, Sonnenblumenfelder ... die Hitze flirrte über dem Weg.

 Nach vier Stunden kamen wir in der Herberge (7€) etwas erschöpft und mit blutigen Blasen gezeichnet (Mario) an.
Blutblase in der Blase
Petra aus München (32), die auf dem Camino lebt, begrüßte uns herzlich und gab uns gleich noch ein Paar Tips für die nächsten Etappen. Nach einem Bad im Pool (Jacqui) und einem Picknick mit einer Flasche Rosado beobachteten wir die Schwalben an der Kirche. Morgen wird es für Mario wahrscheinlich in Sandalen weitergehen?

24.07.2011, Hontanas-Fromista-Poblacion de Campos 39,5km

Am zweiten Tag in der Meseta wanderten wir erst durch ein fruchtbares Tal zur Klosterruine San Anton. In einem Teil der Ruine ist eine Herberge mit zwölf Betten, mit dichtem Dach aber ohne Strom. Die Straße führt durch einen Torbogen einer ehemaligen Klosterhalle.
Klosterruine San Anton
Danach erstiegen wir einen Tafelberg mit 12% Steigung auf einem Kilometer Länge. Aber es ging noch besser. Nach 600m auf dem Berg mussten wir mit 18% Gefälle auf 350m Länge diesen wieder verlassen. Voher bot sich uns ein schönes Landschaftspanorama. Im Gespräch mit einem schnell laufenden Frankfurter bekam ich meine erste Blase. Das war einfach nicht mein Tempo. Nach einer Rast an der Quelle Fuente El Piojo besichtigten wir die Herberge in der Kirche San Nicolas. Dort werdem einem nach altem Brauch noch die Füsse gewaschen bei einer Übernachtung. Später führte uns der Weg an den Kanal von Kastilien aus dem 18. Jahrhundert. Er wurde für den Transport gebaut, dient aber jetzt der Bewässerung der Felder. Dort konnten wir einem Angler beim Krebsfang zusehen.
Kanal von Kastilien
Eigentlich war Fromista mit der romanischen Kirche San Martin aus dem 11.Jahrhundert unser Ziel. Um aber die morgige Superetappe etwas abzukürzen gingen wir noch 3,5km nach Poblasio de Campos in die Herberge (4€) und gönnten uns ein Pilgermenue (Salat/Brotsuppe, Fleisch/Fisch, Eis 9€). Schon bei der Herbergsanmeldung wurden wir mit einem Glas Rotwein begrüßt, nett. Abends waren wir noch auf der Fiesta des Dorfes. Auf dem Kirchplatz bei der Blaskapelle sammelten sich verkleidete Kinder, Erwachsene und Zuschauer. Nach einem Bonbonregen startete ein Umzug mit Musik und Gesang von einer Bar zur Nächsten. Dort gab es immer eine Pause zum nachtanken. Dann ging es weiter durch die mit Girlanden geschmückten Strassen. Gegen 22 Uhr wurde das Fest mit einem Feuerwerk beendet.

Fiesta in Poblacion de Campos


Sonntag, 24. Juli 2011

23.07.2011, Burgos-Rabe de las Calzadas-Hontanas 32,4 km Die Meseta beginnt.

Störche in Burgos
Pünktlich zum Beginn der Meseta, einer Hochebene die kaum von Bäumen bewachsen ist, schien die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Dennoch war es vormittags noch ziemlich kühl. Wir wanderten bergauf und -ab durch zum Teil schon abgeerntete Getreidefelder und sahen auch mehreren Mähdrescher bei der Arbeit zu.
Meseta
Ziel des Tages war heute Hontanas. In der Gemeindeherberge sollten wir in zwei getrennten Räumen schlafen, nach Protest wurden wir im Ausweichquartier mit 20 Betten untergebracht (5€). Besser, neuer und auch mit Küche zum selberkochen wäre die Herberge El Puntido (4€) gewesen, in der viele Bekannte übernachteten und in der wir uns kühles Bier schmecken ließen. Dort schwatzten wir auch noch einige Zeit mit Volker, dem Hotelschläfer, der gerade eintraf.

Freitag, 22. Juli 2011

22.07.2011, Atapuerca-Orbaneja de Riopico-Burgos 21,9km

Wir sind in Burgos angekommen. Das Wetter war Heut nicht schön. Es war stark bewölkt und sehr windig, so das wir uns die Jacke mit Kapuze anziehen mußten und trotzdem froren. Am Nachmittag wurde es besser, denn die Sonne kam heraus und wärmte etwas. Wir wählten Heute die Alternativrute und umgingen so die oeden Industrivorstädte von Burgos und besuchten stattdessen das Kartäuserkloster von Miraflores. Auch die sehr schöne Kathedrale von Burgos schauten wir uns intensiv an.
Burgos
Burgos

Kathedrale Burgos
Nach dem Abendbrot (span. Flecke/Callos, Käse mit Schinken im Blätterteig und Wein) unternahmen wir noch einen Spaziergang durch die Stadt. Wir übernachteten hier in einer neuen sehr schönen Herberge (4€).
Kathedrale von oben