Als wir heute früh aufwachten, war Benni, der Gymnasiast aus der Schweiz, schon seit halb Zwei unterwegs. Er wollte mit anderen zum Sonnenaufgang am Meer sein und wanderte deshalb schon in der Nacht los. Seine Maturaarbeit sollte sich mit der Psychologie des Pilgerns beschäftigen. Wir pilgerten bei Tagesanbruch los. Es war noch etwas dunkel, aber wir liefen die erste Zeit hinter einem spanischen Päarchen mit Halogenscheinwerfer. So fanden wir unseren Weg, der durch eine sehr schöne Heidelandschaft führte. In einer Bar in der Nähe der Hochofenfabrik tranken wir etwas, verkniffen uns jedoch den Kauf einer Banane für einen Euro. Auch ein Bocadillo konnte die gute Frau an diesem zeitigen Morgen nicht machen. Viel zu essen hatten wir zwar nicht mehr, aber wir schafften es bis Cee durchzuhalten. Die wunderschöne Landschaft hoch oben im Gebirge entschädigte uns dafür.
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Heidelandschaft |
Kurz darauf kamen wir an die Weggabelung, von der aus man nach Muxia pilgern konnte. Da wir voriges Jahr dort waren, lag unser Ziel in Fisterra.
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Abzweig Muxia- Fisterra |
Auf den Kämmen der Berge standen dutzende Windräder. Die Flügel schlugen unaufhörlich und verursachten so ein monotones Rauschen. Bald sahen wir das Meer und konnten in der Ferne das Kap Fisterre erkennen. Ein toller Anblick!
Beschwingt stiegen wir hinunter nach Cee zum Strand. Wir füllten unsere Vorräte auf und aßen jeder zwei Eis, bevor wir weiterzogen. In Cee war der Weg etwas spärlich markiert. Bergauf ging es über Corcubion durch idyllische Fischerorte nach Fisterra. Dort angekommen, überlegten wir uns, ob wir gleich mal ins Wasser springen.
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Wir entschieden jedoch, uns erst mal um einen Schlafplatz zu bemühen und gingen schnurstracks zur kommunalen Pilgerherberge. Ungefähr 15 Uhr kamen wir an. Am Pilgerbüro stand eine große Schlange, da dort ebenfalls die "Finisterrana", eine Urkunde für das erfolgreiche Absolvieren des Pilgerweges, ausgestellt wurde. Vor uns warteten noch 5 Leute, als verkündet wurde, dass nur noch drei Plätze in der Herberge zu vergeben seien. Einige wollten zu unserem Glück nur die Urkunde, so dass wir die letzten zwei Betten für die heutige Nacht erhielten (5€). Der hinter uns stehende Spanier, der erst im Meer baden war und den wir im Schlussspurt überholt hatten, ging leider leer aus. Da man nur eine Nacht in der kommunalen Herberge übernachten kann, gingen wir zur Herberge des Friedens und bestellten für die nächste Nacht die Unterkunft. Voriges Jahr hatten wir ebenfalls dort für 10 Euro übernachtet. Die Preise waren die gleichen. Zufrieden liefen wir am Hafen zurück und besuchten den Fischmarkt. Dort fand gerade die Versteigerung der gefangenen Fische statt. Es war sehr interessant zu sehen, wie die Restaurantbesitzer um jeden Cent feilschten und sie anschließend Unmengen an Fisch, Kraken und Meeresfrüchten wegfuhren. Wir gingen in die Herberge. Dort war inzwischen unsere Wäsche von Anita, der netten, deutsch sprechenden Hospitalera, gewaschen und getrocknet wurden. Im Aufenthaltsraum aßen wir Abendbrot und gingen dann ans Meer. Als wir am Langosteira-Strand ankamen, war gerade Ebbe und so konnten wir es nicht lassen und sammelten Muscheln. Große Muscheln mit braunem Musterstreifen für meine Schulkinder und kleine Jacobsmuscheln. Außerdem legte das Meer Unmengen an Schnecken und Krebstierchen frei.
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Dabei verpassten wir die Zeit, denn eigentlich wollten wir zum Sonnenuntergang am Kap sein. Das schafften wir nun nicht mehr, aber morgen war ja auch noch ein Tag. Und so genossen wir den Sonnenuntergang am Meer mit rosafarbenen Wolkenhimmel. Auch in der kommunalen Herberge ist es jetzt möglich, den Sonnenuntergang am Kap zu besuchen und kann mittels Zahlencode die Herberge am Hintergeingang auch nach 22 Uhr betreten.