Sonntag, 14. August 2011

14.08.2011, Santiago de Compostella -Heimreise

Wir haben diese Nacht sehr schlecht geschlafen. Die letzten Partygänger kamen halb sieben in die Pension zurück und machten ziemlich laut. Als wir früh aus dem Fenster schauten, sah es wie in einer Waschküche aus.
Nebel über Santiago
Dichter Nebel über Santiago. Wir frühstückten, schrieben die letzten Postkarten und packten unsere Sachen. Unsere Rucksäcke durften wir bei unserer freundlichen Wirtin bis zur Abreise in der Küche abstellen. Dann brachten wir die Postkartenweg, bummelten wir durch die Stadt und kauften die letzten Andenken.
die letzten Postkarten versenden
Eigentlich wollten wir noch die Mittagspilgermesse besuchen, doch der Botafumeiro war abgehangen. Viele Jugendgruppen sammelten sich um die Kathedrale, sangen und tanzten. Draußen bildeten sich lange Schlangen, aber keiner wurde mehr in die übervolle Kathedrale eingelassen.
Wo ist der Botafumeiro?
Kathedralvorplatz
Abschiedsfoto
Als wir unsere Rucksäcke abholen wollten und an einem kleinen Cafe vorbeikamen, saß dort der Wiener Bekannte von Salem. Das gab ein großes Hallo und er lud uns zum Kaffee ein. Da wir noch ein bisschen Zeit hatten, plauderten wir etwas und hatten mächtig viel Spaß an seinen Geschichten, die er in Muxia erlebte.
ein Wiener Pilger
Mit unserem Gepäck marschierten wir zur Haltestelle des Flughafenbusses und trafen die niederländische Familie aus Fisterra, die gerade mit Baguettes und Nutella unter den Arkaden saß und frühstückte. Sie erzählten uns, dass sie von unserem Bad in Fisterra so beeindruckt waren, dass sie hinterher auch alle noch nackt in den Atlantik sprangen. Nach einem Foto und guten Wünschen ging es weiter.
Familie aus der Nähe von Maastricht
Auf dem Flughafen trafen wir noch einmal Benni, der sich neu eingekleidet hatte und wünschten ihm für seine Abschlussarbeit alles Gute. Mit etwas Verspätung starteten wir nach Palma und von dort, wieder mit Verspätung, brachen wir nach Dresden auf. Als ich (Jacqui) in Palma meinen Platz im Flugzeug suchte, saß neben mir ein Junge, der mich stark an einen Jungen aus unserer Schule erinnerte. Ich dachte "Oh Gott, die Schule hat mich wieder!", aber es stellte sich heraus, dass er ganz nett war. In Dresden hatte sich ein Empfangskomitee versammelt: Bastian, Hansi-Oma und Hansi-Opa und sogar Vivienne hatten sich auf den Weg gemacht, um uns zu begrüßen. Wir freuten uns riesig, 5 Wochen sind schon eine ganz schön lange Zeit. So lange waren wir noch nie von zu Hause weg. Zu Hause quasselten wir mit unseren Kinder noch das Wichtigste durch, bevor wir halb Drei im Bett lagen. Früh um Sieben musste ich mich einigermaßen herrichten, um gegen neun Uhr in der Schule zu sein. Das neue Arbeitsjahr begann!

Samstag, 13. August 2011

13.08.2011, Santiago de Compostela

Gegen acht Uhr gingen wir zum Busbahnhof, um in dem einzigen Frühbus am Samstag zwei Plätze zu bekommen. Wir trafen dort noch einmal Reto, der die Nacht am Strand durchgefeiert hatte. Er hatte nun kurze Haare und keinen Trolli mehr. Seine Schulter war wieder geheilt.
Pünktlich um 08:40 Uhr fuhr der Bus nach Bajo. Dort stiegen wir nach Santiago um (5,85€+5,90€). Es klappte alles problemlos, so dass wir um bereits elf Uhr in unserer Pension waren und die Rucksäcke abstellen konnten. Schnell gingen wir zur Pilgermesse, bekamen einen schönen Platz im Querschiff und hofften auf das Schwenken des Weihrauchkessels. Die Kathedrale war übervoll. Die Messe war sehr bewegend und als der Weihrauchkessel Botafumeiro durch das Kirchenschiff pendelte, waren wir am Ziel unseres Jakobsweges angekommen. Anschließend bummelten wir durch die Innenstadt, kauften Andenken und beobachteten den Trubel der Menschen auf den Plätzen. Im Vorfeld des katholischen Weltjugendtreffens in Madrid besuchten viele Jugendgruppen aus aller Welt Santiago. Oft marschierten sie mit wehenden Fahnen, Musik und Gesang auf den Hauptplatz. Von der guten Laune wurde man förmlich angesteckt.

Praza do Obradoiro
Plötzlich rief jemand "Mario". Ich drehte mich um und Sarah kam auf mich zugelaufen. Wir freuten und umarmten uns. Nie hätten wir gedacht, dass wir uns nach fast vier Wochen doch noch einmal sehen. Sie meinte, wir wären das I-Tüpfelchen zum Abschluss ihrer Pilgerreise. Sie wartete auf die Ankunft der vier Kapuzinermönche aus Slowenien, die auch mit uns in St. Jean-Pied-de-Port gestartet waren. Anschließend bat uns ein Mädchen um ein analoges Foto vor der Kathedrale mit einem Fischaugenfotoapparat. Es stellte sich nach ein paar Sätzen heraus, dass Annett aus Dresden war und bereits seit 72 Tagen von der Schweiz aus unterwegs war. Sie wollte mit dem Zug erst einmal zu einer Freundin nach Paris reisen und dann nach Hause.
Nach einem kleinen Einkauf im Froiz, gingen wir in unser Lieblingslokal Manolo. Zum Abendbrot aßen wir diesmal Pimentos, Seezunge und wieder die berühmte Tarte de Santiago. Mit einer Flasche Wein begaben wir uns auf den Vorplatz der Kathedrale, um die tolle Stimmung weiter zu genießen. Da wir den Korkenzieher vergessen hatten, half uns Pater Daniel aus Mendosa (Argentinien) die Flasche zu öffnen. Er meinte, wir sollen ihn nicht verpetzen. Ha, Ha! Plötzlich kamen einige Dudelsackspieler und machten Werbung für eine Queimada, welche in einem Restaurant stattfinden sollte. Das wollten wir unbedingt sehen und probieren. Also hinterher. Das brennende Getränk in einem Tonkessel wurde mit viel Musik und Tanz beschworen, bevor man ein Krüglein für 5 Euro kaufen konnte. Es schmeckte sehr gut, wie heißer Apfelschnaps. Beschwingt gingen wir dann noch zum Konzert der Juristischen Fakultät unter den Rathausarkaden, bevor wir todmüde ins Bett fielen.

Kathedrale

Freitag, 12. August 2011

12.08.2011, Fisterra-Kap Finisterre-Fisterra 7km

Heute früh waren wir die Letzten, die die Herberge verließen. Leider konnten wir unsere Schokolade, die noch im Kühlschrank lag, nicht mitnehmen, da früh Küche und Aufenthaltsraum geschlossen blieben. Wir zuckelten durch den Ort zur Herberge des Friedens, wo wir ab neun Uhr unsere Rucksäcke einstellen konnten. Es war sehr bewölkt, was uns etwas traurig machte, denn wir hatten uns ausgerechnet, mit einem schönen Badetag den Abschluss unseres Caminos zu begehen. Wir kauften uns im Laden unseres Vertrauens unser Frühstück und begaben uns zum wilden Strand von Fisterra. Es war gar nicht so leicht, den Weg ohne Plan zu finden. Also vertrauten wir unserem Instinkt und gelangten auch bald an den sehr schönen, aber rauen Strand. Oberhalb der Dünen standen Tische und Bänke und so frühstückten wir, in unsere Jacken eingemummelt, und beobachteten die letzten Nachtschwärmer bzw. Strandschläfer, die sich ein windfreies Plätzchen suchten. Ab und an kam sogar die Sonne hervor. Als es bischen aufklarte, hielt uns nichts mehr und wir ließen unsere Hüllen fallen, um nun endlich im Meer zu baden. Es war ziemlich kalt und nur Mario traute sich bis zum Hals hinein. Aber wir hatten Spaß und als wir uns abgetrocknet und angezogen hatten, kam eine niederländische Familie zu uns . Sie hatten unsere "rituelle Waschung" beobachtet und waren total begeistert. Wir kamen ins Gespräch. Sie waren aus Maastricht und pilgerten mit ihren Kindern bereits seit drei Jahren, jedes Jahr ca. 650 Kilometer. Dieses Jahr starteten sie in Belorado und waren nun etwas traurig, dass das Abenteuer vorbei sein sollte. Der Vorschlag der Kinder (12 J. Junge und 10 J. Mädchen) nach Assissi zu pilgern, wurde von der Eltern wohlwollend aufgenommen.
Zurück im Ort war ein großer Markt mit allerlei Schnickschnackbuden aufgestellt, aber auch Stände mit regionalen Köstlichkeiten konnte man bewundern. Massenhaft Leute waren unterwegs. Wir gingen zur Herberge, checkten ein und erhielten ein Vier-Mann-Zimmer, mit zwei deutschen Mädchen zusammen. Das Baden im Meer machte uns hungrig und so aßen wir in einem Restaurant am Hafen  auf der Terrasse Sardinen. Es schmeckte super und die Aussicht und der Sonnenschein taten sein Übriges. So ließ es sich aushalten.
Dann gingen wir an den Strand und machten einen langen Spaziergang bis zum Ende und zurück. Dabei sammelten wir nochmals Muscheln. Zum Baden war es immer noch ziemlich kalt. Da wir heute noch zum Kap wollten, kauften wir fürs Abendbrot noch einiges ein und liefen dann zur Kirche Santa Maria das Areas. Mario bestieg das Küstengebirge, um von dem höchsten Gipfel einen Blick auf Fisterra und die beiden Strände zu erhaschen. Ich pilgerte mit Matthias, den ich beim Einkaufen kennengelernt hatte, zum Kap.  Der Leuchtturm hatte noch nicht geschlossen. So holte ich mir meinen Stempel vom Ende der Welt und sah mir die Fotoausstellung an. Es waren Orte und Plätze, an denen wir auf unserer Pilgerreise vorbeigekommen waren, aber auch Orte, die wir noch nicht kannten und die neugierig machten. Die Zeit verging schnell, Mario kam hinzu und so redeten wir und tauschten unsere Erfahrungen auf dem Jakobsweg aus. Als die Sonne im Meer versank, spielte ein Dudelsackspieler. Es war sehr gefühlvoll und wunderschön. Dann wurden die Sachen unter großem Hallo und Beifall verbrannt. Alle zollten den Pilgern großen Respekt für ihren Weg. So klang ein ganz bewegender Abend aus. Es heißt, dass  sich die Pilger nun nach so vielen Kilometern erstmals wieder gen Osten wenden und nach einer kurzen Zeit der Pause ihren nächsten Jakobsweg planen.

Sonnenuntergang
Brauch der Sachenverbrennung

Vollmond am Kap

Donnerstag, 11. August 2011

11.08.2011, Olveiroa-Fisterra 32,7km

Als wir heute früh aufwachten, war Benni, der Gymnasiast aus der Schweiz, schon seit halb Zwei unterwegs. Er wollte mit anderen zum Sonnenaufgang am Meer sein und wanderte deshalb schon in der Nacht los. Seine Maturaarbeit sollte sich mit der Psychologie des Pilgerns beschäftigen. Wir pilgerten bei Tagesanbruch los. Es war noch etwas dunkel, aber wir liefen die erste Zeit hinter einem spanischen Päarchen mit Halogenscheinwerfer. So fanden wir unseren Weg, der durch eine sehr schöne Heidelandschaft führte. In einer Bar in der Nähe der Hochofenfabrik tranken wir etwas, verkniffen uns jedoch den Kauf einer Banane für einen Euro. Auch ein Bocadillo konnte die gute Frau an diesem zeitigen Morgen nicht machen. Viel zu essen hatten wir zwar nicht mehr, aber wir schafften es bis Cee durchzuhalten. Die wunderschöne Landschaft hoch oben im Gebirge entschädigte uns dafür.

Heidelandschaft
Kurz darauf kamen wir an die Weggabelung, von der aus man nach Muxia pilgern konnte. Da wir voriges Jahr dort waren, lag unser Ziel in Fisterra.

Abzweig Muxia- Fisterra
Auf den Kämmen der Berge standen dutzende Windräder. Die Flügel schlugen unaufhörlich und verursachten so ein monotones Rauschen. Bald sahen wir das Meer und konnten in der Ferne das Kap Fisterre erkennen. Ein toller Anblick!


Beschwingt stiegen wir hinunter nach Cee zum Strand. Wir füllten unsere Vorräte auf und aßen jeder zwei Eis, bevor wir weiterzogen. In Cee war der Weg etwas spärlich markiert. Bergauf ging es über Corcubion durch idyllische Fischerorte nach Fisterra. Dort angekommen, überlegten wir uns, ob wir gleich mal ins Wasser springen.

Wir entschieden jedoch, uns erst mal um einen Schlafplatz zu bemühen und gingen schnurstracks zur kommunalen Pilgerherberge. Ungefähr 15 Uhr kamen wir an. Am Pilgerbüro stand eine große Schlange, da dort ebenfalls die "Finisterrana", eine Urkunde für das erfolgreiche Absolvieren des Pilgerweges, ausgestellt wurde. Vor uns warteten noch 5 Leute, als verkündet wurde, dass nur noch drei Plätze in der Herberge zu vergeben seien. Einige wollten zu unserem Glück nur die Urkunde, so dass wir die letzten zwei Betten für die heutige Nacht erhielten (5€). Der hinter uns stehende Spanier, der erst im Meer baden war und den wir im Schlussspurt überholt hatten, ging leider leer aus. Da man nur eine Nacht in der kommunalen Herberge übernachten kann, gingen wir zur Herberge des Friedens und bestellten für die nächste Nacht die Unterkunft. Voriges Jahr hatten wir ebenfalls dort für 10 Euro übernachtet. Die Preise waren die gleichen. Zufrieden liefen wir am Hafen zurück und besuchten den Fischmarkt. Dort fand gerade die Versteigerung der gefangenen  Fische statt. Es war sehr interessant zu sehen, wie die Restaurantbesitzer um jeden Cent feilschten und sie anschließend Unmengen an Fisch, Kraken und Meeresfrüchten wegfuhren. Wir gingen in die Herberge. Dort war inzwischen unsere Wäsche von Anita, der netten, deutsch sprechenden Hospitalera, gewaschen und getrocknet wurden. Im Aufenthaltsraum aßen wir Abendbrot und gingen dann ans Meer.  Als wir am Langosteira-Strand ankamen, war gerade Ebbe und so konnten wir es nicht lassen und sammelten Muscheln. Große Muscheln mit braunem Musterstreifen für meine Schulkinder und kleine Jacobsmuscheln. Außerdem legte das Meer Unmengen an Schnecken und Krebstierchen frei.


Dabei verpassten wir die Zeit, denn eigentlich wollten wir zum Sonnenuntergang am Kap sein. Das schafften wir nun nicht mehr, aber morgen war ja auch noch ein Tag. Und so genossen wir den Sonnenuntergang am Meer mit rosafarbenen Wolkenhimmel. Auch in der kommunalen Herberge ist es jetzt möglich, den Sonnenuntergang am Kap zu besuchen und kann mittels Zahlencode die Herberge am Hintergeingang auch nach 22 Uhr betreten.

Mittwoch, 10. August 2011

10.08.2011, Vilaserio-Olveiroa 21 km

Der Nachtschlaf auf denTurnmatratzen war besser als gedacht. Ungewaschen und ohne Toilettengang zogen wir 06:30 Uhr los. Unser erstes Frühstück waren Mais und Brombeeren am Wegesrand. An einer Bar tranken wir einen cafe con leche und holten uns einen Stempel. Wir gingen durch schöne Dörfer und Maisfelder auf und ab. In Ponte Olveira tranken wir ein Bier und gleich darauf, um 12 Uhr, erreichten wir unseren Etappenort Olveiroa.

Friedhof
Kornspeicher (Horreo) in Olveiroa
Übernachtung im Kornspeicher der Herberge
Die kommunale Herberge (5€) besteht aus mehreren sehr gut renovierten Häusern. Beim Ortsrundgang beobachteten wir die Klauenpflege bei Rindern und aßen ein Eis in einer Bar. Wir ruhten zwei Stunden bis 17 Uhr, bezahlten unsere Betten und gingen in der nahegelegenen Bar ein leckeres Pilgermenue (russischer Salat, Kotelett mit Ei und Pommes, Hühnchen, Wassermelone, Wein) essen. Dort lernten wir Sascha aus Garmisch-Partenkirchen und Luisa aus Alicante kennen. Sie hatten sich vor zwei Jahren auf dem Jakobsweg kennengelernt. Sie waren mit ihrem Hund unterwegs und sicherten sich einen alten Kornspeicher für die Übernachtung. Danach schrieben wir die fehlenden Tage unseres Tagebuches nach.

Dienstag, 9. August 2011

09.08.2011, Santiago de Compostela-Vilaserio 36,3km

Um sieben Uhr standen wir in unserer Pension auf und frühstückten bis um acht ausgiebig. Denn heute lärmte ja keiner um uns herum. Nach dem wir einen Park durchwanderten und auf einer Anhöhe waren, hatten wir einen tollen Blick auf die Türme der Kathedrale von Santiago.
Türme der Kathedrale in Santiago
In einer Bar gönnten wir uns chocolate con churros. In Ponte Maceira, einem der schönsten Orte der Gegend, überquerten wir eine schöne Brücke mit Badestelle.

Ponte Maceira
Badestelle Ponte Maceira
Bald  darauf erreichten wir Negreira. Die dortige Herberge war "completo". Da es bis Corcubion nichts zu kaufen gab, füllten wir unseren Rucksack und machten uns nach einem Picknick mit Melone und gelben Feigen auf den Weg nach Vilaserio. Der Camino führte durch Wein, Maisfelder und Eukalyptuswälder durch eine hügelige Landschaft bis auf 400 Höhenmeter. Die kommunale Herberge war leer, denn es gab kein Wasser für WC und Dusche. Wir blieben trotzdem und mit uns noch ein Geschwisterpaar aus Deutschland, eine Norwegerin und unser Japaner. Gegen Abend kam eine Frau und wollte eine Spende. Wir gaben 1€ für den neuen Pumpenmotor. Am Steinhaufen oberhalb des Hauses aßen wir Abendbrot. Auf der Suche nach Wasser zum Zähneputzen beobachteten wir Dorfbewohner, wie sie die Bohnen aus den Schalen pulten. In dieser Gegend haben alle Bewohner Strohhüte mit großer Krempe als Schutz vor der Sonne auf. In der Bar tranken wir noch ein Bier und füllten unsere Wasserflaschen am Waschbecken der Toilette  auf. Dann legten wir uns auf den Turnmatten zur Nachtruhe.

Montag, 8. August 2011

08.08.2011, Arzua-Monte do Gozo-Santiago de Compostela 40.8km

Heute früh starteten wir erst dreiviertel Sieben. Mit Christa und Werner hatten wir die Pilgerherberge Monte do Gozo, 4 km vor Santiago, als Etappenziel verabredet. In den vergangenen Tagen war der Camino sehr überlaufen und nervig. Fast jeder klagte über die spanischen Neueinsteiger mit Rucksacktransport, Herbergsreservierung und Rücksichtslosigkeit in der Herberge. Heute konnte man den Weg in angenehmer Stille gehen.
Nach einem Bocadillo omelette zum Frühstück trafen wir Deborah, eine Lehrerin aus Irland, wieder. Sie reiste mit uns in Saint-Jean-Pied-de-Port an und wir übernachteten gemeinsam in einem Zimmer der Herberge. Bei Treffen auf dem Weg winkten wir uns immer wieder zu, doch erst nun ergab sich ein längeres Gespräch. Sie wollte heute noch Santiago erreichen, sich mit Freunden treffen und morgen nach Hause fliegen. Am Pilgerdenkmal in Monte do Gozo (Berg der Freude) traf mit uns eine Gruppe jugendlicher Radfahrer aus dem Südschwarzwald ein. Die jungen Ministranten fahren seit 5 Jahren jeweils 500 km auf dem Jacobsweg und wollten heute ankommen.
Monte do Gozo
Wir ließen uns von ihrer Freude anstecken und beschlossen spontan, auch bis Santiago de Compostela zu gehen.
Endspurt
Auf dem Weg zur Kathedrale warf sich plötzlich ein Mann vor uns auf den Boden und fotografierte unseren Zieleinlauf um 15 Uhr. Es war Reto, der Schweizer Grundschullehrer, der mit seinem Trolly schon wieder vor uns da war. Voller Freude legten wir uns auf den Platz, machten Fotos und beobachteten das Treiben. Später gingen wir voller Stolz ins Pilgerbüro. Mario holte seine Compostela und Jacqui die Sporturkunde.
Auf der Strecke bekamen wir von einer Frau einen Handzettel für die Pension Santa Christina in Santiago. Wir versuchten unser Glück, buchten ein Zimmer mit Ausblick in Zentrumsnähe für 30€ und reservierten das Zimmer für Sonnabend.
Beim Bummel durch die Stadt trafen wir das französische Ehepaar, das wir von Atapuerca (La Hutte) kannten. Nach einem freudigen Hallo und kurzem Schwatz besuchten wir Jacobus in der Kathedrale. Aus Tradition gingen wir zum Essen zu Manolo. Es gab beim ersten Gang Pimentos und Suppe vom Tintenfisch in eigener Tinte mit Kartoffeln, beim zweiten Gang frittierte Minitintenfische und überbackenes Schnitzel und zum Dessert Tarte de Santiago (Mandeltorte) mit Kaffee. Dazu tranken wir die obligatorische Flasche Tinto.
Als wir danach um die Kathedrale liefen, kam uns Volker aus Osnabrück entgegen. Wir hatten ihn seit ein paar Tagen nicht mehr getroffen und freuten uns, ihn wiederzusehen. Beim Konzert an der heiligen Pforte tranken wir mit ihm Wein und Bier und erzählten uns noch einige Pilgerstories. In den Rathauspassagen spielten die Studenten der juristischen Fakultät mitreisende Volkslieder und wir kamen erst nach Mitternacht ins Bett.
Mitternacht

Sonntag, 7. August 2011

07.08.2011, Casanova-Arzua 24,3km

Um 5 Uhr fingen alle an zu packen und wir ließen uns anstecken, so dass wir um 6 Uhr bei stockdunkler und nebliger Nacht losliefen. Das Malheur ließ nicht lange auf sich warten und so irrten wir, keine Pfeile erblickend, im galizischen Hexenwald umher. Ein Taxifahrer wollte uns auf den rechten Weg bringen, aber auch dieser führte auf einem Bauernhof in eine Sackgasse. Letztendlich fanden wir zum Glück die Straße wieder und liefen auf dieser bis zur nächsten Einstiegsstelle des Caminos.
 


Über Melide (fürs Pulpoessen war es noch zu früh), wo gerade Markttag war, gingen wir nach Arzua. Wir staunten nicht schlecht. Alle Herbergen aus dem Pilgerführer waren um 12:30 Uhr voll. Ein hilfsbereiter Hospitaliero vermittelte uns die letzten 2 Plätze einer Herberge (10€) am Stadtrand. Wir wurden vom netten Besitzer mit dem Auto abgeholt und waren darüber sehr froh.

Probeliegen
Später gingen wir in die Stadt zurück und holten uns in der Kirche den Stempel ab. Dabei beobachteten wir den Priester beim Vertreiben einer schwarzen Taube vom Altar und aus der Kirche. Dort trafen wir auch Christa und Werner wieder und gingen mit ihnen Kuchen essen und Kaffee trinken. Später sahen wir eine Trauermesse mit dem Bischof. Wahrscheinlich war jemand sehr Bekanntes der Stadt verstorben, denn die Kirche war übervoll, so dass die Trauernden sogar draußen standen. Danach gingen wir in die Pulperia Venus. Wir bestellten Pulpo 8€, Brot 0,60 € ,1 Flasche Wein 6€ und zum Abschluß heiße Schokolade mit Orange und Zimt 2€. Alles sehr lecker. Sind in unserer Herberge die ersten im Bett (22 Uhr).

Samstag, 6. August 2011

06.08.2011, Portomarin-Casanova 31,5km

Heute starteten wir 06:30 Uhr in der Dunkelheit. Die Wegzeichen waren da noch sehr schlecht zu sehen. Doch wenn man im Schlafsaal geweckt wird, kann es auch losgehen.

Barfuß nach Santiago?

Mit Kind und Kegel
Blumenkinder?
Pilgerdenkmal
Waldweg
kommunale Herberge in Casanova

Ab 10 Uhr startete der Dauerregen mit Seitenwind bis zur Ankunft in der Gemeindeherberge in Casanova (5€) um 14 Uhr. Christa und Werner waren schon da. Weil es in Casanova nichts zu kaufen gab, bot uns die Hospitalera ein Pilgermenue für 8€ mit Autotransport an. Das nahmen wir und die Anderen an. Der Wirt holte holte uns persönlich ab und deckte dann den Tisch ein. Es gab regionale Suppe, Fisch, Fleischbällchen mit Pommes und Flan. Dazu tranken wir viel Wein, um die nötige Bettschwere zu haben.

Freitag, 5. August 2011

05.08.2011, Samos-Sarria-Portomarin 35,9km

Von Samos nach Sarria gingen wir auf der Straße. Das war ziemlich öde.
Sonnenaufgang
In Sarria dann der Schock. Gefühlte tausend Neupilgerer waren unterwegs, um die Compostela zu erhalten, für die man 100km braucht. Wir stärkten uns noch in einer Bar, bevor wir Portoarin in Angriff nahmen. Wir sahen das erste mal Pferdepilgerer, sonst immer nur deren die Pferdeäpfelspuren.
Kornspeicher

Pferdepilgerer

In Brea passierten wir den Kilometerstein 100. Durch mehrere Wegänderungen sind es aber 106,8km bis Santiago. In Portomarin war der Stausee leer, so dass man die alte Brücke gesehen hat.
alte und neue Brücke in Portomarin
Dafür war die Stadt umso voller. Die Herbergen waren komplett. Wir warteten auf die Öffnung der Notherberge in der alten Schule um 18 Uhr. Bis dahin redeten wir in der Bar mit einem Paar aus Marseille, Elodie und Clement. Als die Herberge öffnete, ließ ein Spanier 20 Leute vor. Das war zum Aufregen. Nach dem Einkauf sahen wir Christa und Werner wieder, die uns auf einen Drink einluden. Anschließend picknickten wir noch an der Brücke und gingen dann ins Bett. Nachdem die Spanier Fiesta gefeiert hatten, packte der Spanier über mir seinen Kram bis 00:30 Uhr. Vorher war an Schlaf nicht zu denken.

Donnerstag, 4. August 2011

04.08.2011, O Cebreiro-Samos 32.1km

Heute wurden wir wieder von den Stirnlampenpilgerern um 05:30 Uhr geweckt. Deshalb waren wir schon in der Dunkelheit unterwegs. Um 7 Uhr wurde es erst richtig hell. Deshalb nahmen wir im ersten Teil die Straße. Zuerst führte uns der Weg über zwei Passhöhen, San Roque 1260m und Alto do Polo mit 1337m höchster Punkt des galicischen Jakobsweges. Dort frühstückten wir in einer Bar Milchkaffee und ein Bocadillo mit Ei.
Pass Alto do Polo
 Dann ging es auf den kommenden 13 km 700 Höhenmeter bergab. Um 14 Uhr hatten wir endlich die Klosterherberge Samos nach 32,1 km erreicht. Leider mussten wir noch bis zur Öffnung um 15 Uhr warten. Als wir dann im Schlafsaal waren, stellten wir fest, das alle Matratzen total verkeimt und dreckig waren. Wir suchten eine neue Herberge Val de Samos (11€). Dann gingen es zur geführten Besichtigungstour ins Kloster San Julian mit seinen Malereien von 1957. Später schauten wir uns noch die Kapelle der Zypresse mit dem Schweizer Reto an. In der Herbergsküche gab es dann selbergekochte Makkaroni mit Pulpo und Wein.
Kloster San Julian Samos
Bild im Kloster San Julian Samos

Mittwoch, 3. August 2011

03.08.2011, Pereje-O Cebreiro 24,8km

Die heutige Etappe sah für uns einen Aufstieg von 726 Höhenmetern vor (von 574m auf 1300m). Den ersten Teil der Strecke gingen wir mit Salem, einer in Wien wohnenden Amerikanerin. Eine lange Zeit liefen wir auf Landstraßen durch viele kleine hübsche Dörfer. Dann ging es durch den Wald steil nach oben bis La Faba (917m hoch). Nochmals 200 Höhenmeter mußten bis nach Laguna de Castilla überwunden werden. Dort aßen wir in einer Bar eine Empanada mit Thunfisch und Queso con miel (Frischkäse mit Honig). Frisch gestärkt erreichten wir den Grenzpass zu Galicien (Provinz Lugo) und kurz darauf die Herberge (5€) die gerade öffnete.
Queso con miel
Viehhirte

Grenzpass zu Galicien
Nachdem wir uns eine Stunde ausgeruht hatten, kam Vincent zu uns und erzählte, das er das letzte freie Bett von 104 bekommen hatte. Ihn hatten wir seit Leon nicht mehr gesehen. Wir besichtigten den Ort, holten uns den Stempel in der Kirche und trafen uns mit Bekannten in der Bar auf ein Bier und eine Schokolade. Mit einer neuen Flasche Wein und unseren Vorräten gingen wir zum Abenbrot auf den Picknickplatz oberhalb unserer Herberge.
Kirche von O Cebreiro
Pilgerpass stempeln

Abendbrot
19 Uhr besuchten wir die Pilgermesse in der Kirche. Dort wird der Heilige Kelch von Galicien aufbewahrt. Die Predigt und die Gebete wurden viersprachig mit modernen Jesusbildern auf einem großen Bildschirm eingeblendet. Beim Abendmal war es diesmal anders, man bekam beim Priester die Oblade und tauchte sie selbst in den Mess-Wein.
Salem aus Wien
Zum Tagesausklang bestiegen wir den Hausberg mit Gipfelkreuz und trafen dort Salem (Englischlehrerin) wieder, die sich mit uns eine Stunde über Europa, Amerika, Kinder und das Leben unterhielt. Dabei hatten wir viel Spaß (pupsen).
Sonnenuntergang O Cebreiro