Sonntag, 26. Oktober 2014

Auf nach Asien - Kadikoy, die Stadt der Blinden

Heute Nacht wurden die Uhren eine Stunde zurück gestellt und theoretisch hätten wir eine Stunde länger schlafen können. Hätten!? Der Himmel zeigte sich bedeckt. Wir wollten die asiatische Seite erkunden. Geht eigentlich ganz einfach per Schiff, aber Mario wollte eigentlich auch gern mal über die Bosporusbrücke fahren. Im Reiseführer stand, dass Busse nach Kadikoy ab Taksim fahren würden. Also führen wir mit der Tram nach Kabatas und mit der Fuenikueluer hoch zum Taksimplatz. Am Kiosk fragten wir nach dem Busbahnhof und fanden auch ganz schnell die Linie 110. Leider fuhr erste Bus erst in anderthalb Stunden. Was nun? Guter Rat war teuer. Wir gingen zurück zum Taksim und wie durch ein Wunder stand ein Dolmus vor uns, der nach Kadikoy fuhr. So eine Fahrt stand ebenfalls auf der To-Do-Liste und konnte nun umgesetzt werden.  Die Fahrt kostete für jeden 5,50 TL und natürlich mussten wir erst warten, bis das Auto voll besetzt war. Das dauerte jedoch keine 10 Minuten und die Fahrt ging los. In meiner Einfalt wollte ich mich an schnallen, aber irgendwie schnappte das Schloss nicht ein. Wie ich dann bei Beginn der Fahrt bemerkte, schnallte sich keiner an, weder Fahrer noch Mitfahrer. kurz vor der Aufführt zur Brücke kamen wir an einer riesigen tiefen Baugrube vorbei, es ging auf die Brücke drauf und - wir standen kurzzeitig im Stau. Nach 15 -20 Minuten waren wir da und hielten direkt an der Schiffsanlegestelle. Dort gab es ein Teegaertchen und da wir wieder mal alles so toll hingekriegt hatten, wollten wir uns einen Tee gönnen. Leider bekamen wir keinen Platz am Hafenbecken und sassen  so ziemlich weit vom Wasser weg. Als ein Tisch vorn frei wurde, wollte ich die Gelegenheit ergreifen und den Tisch wechseln. Ich stand auf und wurde von hinten gerammt. Ein Mann wollte auch zu dem Platz und schubste mich so, dass mein Teeglas überschwappte, meine Hand verbrühte und mein Ärmel nass wurde. Ein junger Mann bot mir sofort seinen Tisch an, setzte sich an unseren und der Mann, der mich umrannte, brachte mir eine eiskalte Selter zum Kühlen. So kommt man auch zu einem Platz in der ersten Reihe. Danach wanderten wir auf riesigen Steinen bis zur Mole und anschließend an der Uferpromenade bis nach Moda. Es war Sonntag und wir konnten beobachten, wie die Istanbuler sich ihre Zeit vertrieben. Sie gingen spazieren, saßen auf den Felsen und unterhielten sich oder tranken ein Bier, fuhren Inlineskater oder mit dem Rad, angelten oder trieben an den Fitnessgeraeten Sport. An einer Stelle waren an Leinen viele Luftballons aufgehangen. Wir wunderten uns erst und dachten, sie werden an Kinder verkauft. Stattdessen konnte man mit Luftgewehren darauf schießen. Oberhalb des Strandes sahen wir Cafés und beschlossen darauf hin, ebenfalls noch einen Tee zu trinken. Es ist überaus interessant, die Kellner und die Gäste zu beobachten. Und so saßen wir eine ganze Weile und sahen auf dem Meer, wie die Constellation den Istanbuler Hafen verließ. Noch eine Runde um den Spielplatz mit allerlei Spielgeräten und jeder Menge Papas, die mit ihren Kleinen spielten. Danach liefen wir noch ein Stück weiter, bis wir in der Bucht ankamen, wo es aber bestialisch stank. Wahrscheinlich werden alle Abwasser ins Meer eingeleitet. Dieser Gestank stand im krassen Gegensatz zu tollen und modernen Anblick dieses Stadtviertels. Die Toilette schloss gerade und Jacqui stand das Wasser bis zum Hals. Sie schaffte es gerade noch in einen Busch. Auch hier waren die Treppen bunt bemalt. Mit der Straßenbahn fuhren wir zurück nach Kadakoy. Sie raste ganz schön den Berg herunter und legte sich in die Kurven. Anschließend ließen wir uns durch die Straßen und Gassen treiben, ein Geschäft am anderen. Ich kaufte etwas Modeschmuck. Die Tramstrecke wurde eingerahmt von bunt bemalten Kugeln, welche die Strecke belebten. In einer kleinen Kneipe aßen wir Muscheln am Spieß und Calamare, dazu tranken wir Ayran, eine Art salzigen Joghurtdrink. Es wurde Zeit, um an Bord zu gehen. Wir wählten Eminoenue. Es war eine tolle Überfahrt. Alle Sehenswürdigkeiten leuchteten weithin, wir standen auf dem Deck und genossen die Fahrt. Als wir vom Boot stiegen, begutachteten wir noch den Bahnhof in Sirkeci. Dort war die Endstation Europas für den "Orientexpress", der von Paris nach Istanbul fuhr. Wir liefen dann nach Sultanahmet, kauften uns bei Hafiz Mustafa einen Pudding zum Mitnehmen und setzten uns noch eine Stunde an den Springbrunnen zwischen Hagia Sophia und Blauer Moschee. Mario experimentierte mit dem Foto herum und ich begann schon immer zu schreiben und lauschte den Gesprächen der Leute. Im Hotel aßen wir den Pudding, tranken Tee bzw. einen Kaffee und stellten fest, dass das ganze Geschriebsel weg war. Also alles noch mal neu. In der Zwischenzeit hat es jetzt 10 Minuten wie aus Strömen gegossen. Das Wasser lief die Straße sintflutartig herab und kreiselte um den Ablauf,der das viele Regenwasser gar nicht erfassen konnte. Nur zu, dann ist es morgen hoffentlich wieder schön.

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