Unser letzter richtiger Wandertag brach ebenfalls mit strahlend blauem Himmel an. Mit der Frau hatten wir 8Uhr ausgemacht und so ließen wir uns zum Frühstück auf der Terrasse und zum Zusammenpacken Zeit. Sie kam schon Dreiviertel Acht, aber wir waren fertig. Und so marschierten wir los. In La Cergne ging es gleich hinter der Bar stets bergab. Wir wanderten aus dem Zentralmassiv hinunter in das Tal der Loire. Die Ausblicke waren wunderschön. Meist liefen wir Feldwege, die beschattet waren. Es war angenehm. Unsere erste kleine Pause machten wir am Kalvarienberg. Dort stand eine kleine Kapelle mit drei Holzkreuzen und vielen Sitzbänken. Es ging immer weiter hinunter ins Tal, vorbei an wirklich hübschen neu restaurierten Häusern und kleinen Weideflächen, auf denen helle oder braune Kühe, schöne Eselchen oder Pferde grasten. In Mars angekommen, sahen wir auf der gegenüberliegenden Seite schon die steile Teerstraße, die wir dann hoch buckeln sollten. Uns wurde ganz anders, doch wir wussten ja, dass uns ein letzter Gewaltanstieg bevorstand. Aber erst kamen wir an einem Rumpelschrottplatz mit dem Wohnwagen vorbei, den die Inhaberin eines kleinen Ladens an erschöpfte Pilger vermieten sollte. Bei dem Tisch, der davor stand, wölbten sich alle vier Ecken nach oben und man hätte aufpassen müssen, nicht irgendwo hineinzutreten. 50Meter weiter, an einer Straßenecke war der Laden als solcher erst mal gar nicht zu erkennen. Massenweises Zeug hing, stand und lag vor einem Haus und den Eingang zu finden, war mehr als schwer. Trotzdem hatte Marielle es geschafft, noch zwei Tische mit Sonnenschirmen dazwischenzuquetschen. Es gab alles: Gasflaschen, Kaminholz, Badebassins, Pflanzensamen, Kinderzahnbürsten mit Namen, Warnwesten, Babystrampler (sehr süß, aber uralt und verstaubte Tüten) Essen, Trinken und und und. Mario hatte eine Flasche Feigensirup für 2,50€ entdeckt. So günstig, ich wollte etwas trinken. Im ersten Raum ging das Sammelsurium weiter, alles stand voll, nur die Bar war gut sortiert. Dann zeigte sie uns den hinteren Raum. Ich hatte vor lauter Zeug, die Tür dahin gar nicht gesehen. In diesem Raum waren riesige Regale voller Flaschen, aller Schnaps und Bier, die man je gesehen hat. Mario zeigte auf die Sirupflasche und sie pries sie an für den halben Preis, nur 3€, aber würde alles in Ordnung sein. Mario hatte aber an der Flasche 2,50€ gesehen und so holte er die rein. Sie entschuldigte sich 2000mal, dass sie den verkehrten Preis genannt hatte. Ich kaufte noch eine Büchse Panach und dann setzten wir uns draußen hin. Marielle kam und erzählte uns in einem Durcheinander von Sprachen alles zu Charlieu, was wir uns anschauen sollten und das die Bücher für sie zu langweilig wären. Dazu holte sie noch eine Pilgerzeitschrift, wo sie und ihr Mann abgebildet waren. Dann brachte sie noch alte gewellte Ansichtskarten von Charlieu und Mars. Es war ein Redeschwall, der über uns brach. Er wurde auch noch von Gesten und Pfiffen begleitet, aber man konnte alles prima verstehen. Sie gab uns noch einen Tipp, wie wir die steile Teerstraße umgehen und dabei noch einen Kilometer sparen konnten. Wir waren wie geplättet und gehorchten natürlich, indem wir die Straße bis zur nächsten linken Abbiegung und die nächste rechts hoch gingen. Dort trafen wir die Muschel wieder, aber der zweite steile Anstieg blieb uns trotzdem nicht erspart. Es war heiß, steil und schweißtreibend. Oben angekommen, wartete aber eine Belohnung in Form eines Spillchenbaumes auf uns. Wir kühlten uns bei diesem Picknick erst mal runter. Es ging dann noch eine ganze Weile leicht bergauf, aber dann ging es nach Charlieu bergab. Mario konnte irgendwann vor Hunger nicht weiter und so setzten wir uns vor dem letzten Anstieg auf eine Brücke und aßen ein Baguette mit Heidelbeermarmelade. Dann folgten wir den kleinen Teerstraßen, bis wir in Le Pont de Pierre ankamen. Nun war es nicht mehr weit bis Charlieu. Über eine Brücke marschierten wir in die Innenstadt und dank des Kartendienstes bis zu unserem Hotel L'Atelier de Rongefer. Wir wurden ganz herzlich von Carine willkommen geheißen. Sie zeigte uns unsere Wohnung. Es war fantastisch, ich habe mich fast nicht eingekriegt. Im ersten Raum war eine kleine Einbauküche mit einem riesigen Kühlschrank und ein Esstisch mit Stühlen für 5Personen. Alles in einem tollen Altrose und Grau gehalten. Ein Kamin war in eine Ecke integriert. Das zweite Zimmer war das Schlafzimmer, in welchem ein breites wunderschönes Bett stand mit Kissen mit Weißstickerei drauf. Dazu ein kleines Tischchen mit einem Sessel und ein kleiner Schreibtisch. Davon ging das geräumige Bad ab, auch in grau gehalten. Toilette extra. Es war alles ein Traum. Dazu kam noch als Geschenk des Hauses eine Literflasche Apfelsaft und ein Brioche Praline, eine Spezialität von Charlieu. Außerdem offerierte sie uns noch die Möglichkeit heute Abend im Restaurant zu essen. Die Gäste konnten ein Menü wählen, welches 10€ preiswerter als für die anderen Gäste war. Nach dem Duschen gingen wir in die Info, holten unseren Stempel, klärten unsere Busfahrt ab Pouilly, wobei die Damen wegen der zweiten Verbindung auch etwas ratlos waren. Danach besichtigten wir die Kirche St. Philibert und die Abtei von Charlieu. Wir waren etwas von der Abtei enttäuscht, die Anlage war nicht sehr groß und überall standen irgendwelche Stühle, mobile Bühnen und elektrische Anlagen herum. In der Stadt selbst stehen noch etliche mittelalterliche Fachwerkhäuser, welche im Gegensatz zu denen von Dijon tippitoppi aussahen. Wir entschieden uns, die freundliche Einladung für das Abendessen anzunehmen, machten uns ein bisschen fein und nahmen einen Platz innen im stylischen Restaurant ein. Wir bestellten das Menü, wobei wir alles durchprobierten und selbstverständlich teilten. Carine hatte uns im Vorfeld ein Kärtchen mit der Essensauswahl gegeben. Dieses wollten wir mit der Kamera übersetzen lassen. Es kamen so komische Dinge, wie niedliches altmodisches Senfschwein heraus. Wir schütteten uns aus vor Lachen. Zu Beginn gab es eine Art herzhafter Madeleines und eine Fischgazpacho als Starter und Geschenk des Hauses. Unser Entree war eine Zucchinigazpacho mit Fisch in der Mitte und eine geschichtete Pastete. Der Plat war bei mir in Senf geschmorte Lendchen mit ein paar kleinen Gemüseteilchen und zwei halbierte Minikartoffeln und bei Mario gerolltes Schollenfilet auf einem Esslöffel Hirse und Gemüschen\Sprossen. Das Dessert bestand aus 3Kugeln(Klein) hausgemachtem Eis: Passionsfrucht, Schwarze Johannisbeeren und Spekulatius. Ich hatte den Käseteller mit je einem Stückchen von Kuh, Ziege und Schaf. Dazu hatten wir uns eine Flasche Rose bestellt. Alles in allem schmeckte es sehr gut, aber diese gehobene Küche macht keinen richtig satt, wenn nur von jedem ein kleines Stückchen auf dem Teller liegt. Das Essen dauerte lange, uns wurde immer wieder nachgeschenkt und so hatten wir Gelegenheit zum Quatschen, den Urlaub Revue passieren zu lassen und so ging dieser schöne Tag in einem wunderschönen Ambiente zu Ende.
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